In Richard Wagners »Handlung« Tristan und Isolde spielt Isolde die aufregendere Rolle, was sich vor allem an der Musik zeigt. Die figurenperspektivische Analyse fördert zutage, dass das Motiv gis-a-ais-h sowie der dazugehörige Akkord f/h/dis/gisdas Liebessehnen Isoldes repräsentieren, während das Motiv g-as-b-c mit dem ihm eigenen Akkord b/f/des/g die Liebesgefühle Tristans ausdrückt. Der sogenannte ›Tristanakkord‹ ist also in Wirklichkeit ein ›Isoldeakkord‹. Davon unberührt gilt, dass mehrere Motive beiden Liebenden gemeinsam zuzuordnen sind. Wagner denkt stets von den dramatis personae her. Er ist und bleibt Dramatiker, auch wo das Handeln sich überwiegend im Inneren der Figuren abspielt.
O autorze
Peter Petersen, geboren 1940 in Hamburg, studierte Schulmusik, Germanistik und Musikwissenschaft. 1985 bis 2015 Professor für Musikwissenschaft an der Universität Hamburg. Forschungsschwerpunkte: Musik des 20. Jahrhunderts, Theorie und Geschichte des Musiktheaters, NS-verfolgte Musiker und Musikerinnen, Rhythmustheorie.