Erste Briefe /First Letters sind Dokumente der Wiederaufnahme von Kontakten zwischen Exilant Innen und früheren Bekannten und Kolleg Innen, die 1933/38 in NS-Deutschland bzw. Österreich geblieben sind. Sie verhandeln nicht nur die Frage einer eventuellen Rückkehr, sie thematisieren zugleich und wesentlich die Bedingungen, unter denen ein Gespräch möglich erscheint, zeigen die Erwartungshaltungen beider Seiten auf und ob bzw. wie sich diese weiterentwickelt haben. Insofern verstehen sie sich auch als Reflexionen über den Status der Vertreibung, der Entwurzelung, möglicher Re-Lokalisierung durch Immigration und Akkulturation und sprechen die Problematik der 'Inneren Emigration’ bis hin zur kollaborativen Verstrickung an. Inspiriert vom Modell 'diskursiver Verhandlungen’ (David Kettler) und hervorgegangen aus mehreren Tagungen, Workshops und Projekten (Bard College/N.Y., Marbach, Hartford/CT, Mainz, Klagenfurt), versammelt der vorliegende Band Fallstudien und Dokumente, die neben prominenten Stimmen wie Thomas Mann und Anna Seghers wichtige Netzwerker wie Robert Neumann, aber auch Publizisten, Medienpioniere sowie das Musikexil mit Bruno Walter zu Wort kommen lassen.
O autorze
Primus-Heinz Kucher, geb. 1956, lehrt Neuere Deutsche Literatur an der Universität Klagenfurt mit Schwerpunketen im 19. und 20. Jahrhundert u. a. auf Emigrations-Exil und Immigrations-Diskursen.
Johannes Evelein lehrt Language and Culture Studies am Trinity College in Hartford/Connecticut mit Schwerpunkten auf dem Expressionismus und Exil-Kultur-Diskursen.
Helga Schreckenberger lehrt am German and Russian Department der University of Burlington/Vermont mit Schwerpunkten in den Bereichen Exil und Gegenwartsliteratur sowie Medien und Literatur.