Das Bild hat in der evangelischen Theologie eine erstaunliche Karriere gemacht. Hinter dem gesteigerten Interesse am Bild steht die Frage, ob und wie die Bibel noch eine Brücke in das gegenwärtige religiöse Bewusstsein schlagen kann und wie eine Bildlehre des Glaubens zu durchdenken ist. Aber die Fragen, die eine Bildlehre im Horizont des Unbedingten aufwirft, lassen sich nicht allein im innertheologischen Diskurs lösen. Deshalb untersucht der Band, ob ein authentisches Christusbild in der Gegenwart eine neue Anschaulichkeit verlangt und versucht dieser Frage theologisch, kunstwissenschaftlich und philosophisch nachzugehen. Wiederholt sich im Übergang zu der abstrakten Kunst der Moderne, was sich schon einmal im Übergang von einer dogmatischen Deutung zu einer historischen Lesart der Bibel vollzogen hat, nämlich die Auflösung der Anschaulichkeit? Vollendet sich die Auflösung einer anschaulichen Rekonstruktion des Leben Jesu in der modernen Auflösung eines anschaulichen Jesusbildes?
O autorze
Anna Niemeck studierte Evangelische Theologie, Italianistik und Kunstgeschichte in Halle und Göttingen, 2014 war sie Research Visitor am Snite Museum of Art der University of Notre Dame (USA), derzeit arbeitet sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Systematische Theologie an der Philipps-Universität Marburg.