Thomas Manns wichtigste Texte zur Demokratie in einem Band
»Es ist mit der Selbstverständlichkeit der Demokratie in aller Welt eine zweifelhafte Sache geworden.« Dieser Hinweis stammt nicht etwa aus einem Kommentar zur politischen Lage der Gegenwart, sondern aus Thomas Manns Vortrag »Vom zukünftigen Sieg der Demokratie« aus dem Jahr 1938. Nicht zufällig wird Thomas Mann in den letzten Jahren vor allem als leidenschaftlicher Verteidiger der Demokratie wiederentdeckt. Wie wenig selbstverständlich Demokratie ist, weiß er nicht nur aufgrund seiner Herkunft aus dem Kaiserreich, sondern vor allem durch die Zerstörung der Weimarer Republik. Diese Sammlung politischer Schriften fragt, worin genau Thomas Mann heute als vorbildhaft in demokratischen Fragen gelten kann. Versammelt werden daher erstmals in einem Band alle demokratierelevanten Äußerungen vom Kaiserreich bis zur Zeit des amerikanischen Exils. Thomas Manns Nachdenken über Demokratie erscheint dabei vor allem in einem zentralen Punkt als wegweisend und gegenwärtig: in seiner Auffassung, dass Demokratie mehr ist und mehr sein muss als eine Staatsform, dass sie im Einzelnen beginnt, bei seinem Selbst- und Weltverhältnis. Wichtig dabei ist vor allem die Offenheit für Widersprüche und Mehrdeutigkeiten, ob im Alltag, in der Politik oder im Umgang mit Kunst und Literatur. Was sich in dieser Auffassung artikuliert, ist eine hochaktuelle Vorstellung von Demokratie als Lebensstil: als Einübung in den gelassenen Umgang mit Pluralität.
O autorze
Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.