Was haben Herbert Marcuse, Otto Kirchheimer und Franz Neumann mit den amerikanischen Geheimdiensten zu tun? Anfang der 1940er Jahre nimmt eine Gruppe linksintellektueller Emigranten ihre Arbeit für den amerikanischen Kriegsgeheimdienst auf. Wissenschaftliche Aufklärung, Gegnerforschung und psychologische Kriegsführung sind das Geschäft der Gelehrten im Staatsapparat. Am Anfang geht es um das nationalsozialistische Deutschland, nach Kriegsende weitet sich der Einsatz auf das gesamte Europa und die Sowjetunion aus.
Tim B. Müller gelingt eine Neudeutung der intellektuellen Architektur des Kalten Krieges, die zugleich die Politik dieser Epoche in neuem Licht erscheinen lässt. Und: Die linksintellektuelle Gruppe um Herbert Marcuse erfährt eine fundamentale Neuinterpretation, indem sie hier erstmals in ihrem historischen Kontext des frühen Kalten Krieges dargestellt wird.
Spis treści
Inhalt
Einleitung
I Im Geheimdienst 1. Die Geburt des Geheimdienstes 2. Im Zentrum des geheimen Staatsapparats 3. Die Ordnung des geheimen Wissens 4. Zwischen Krieg und Freundschaft: Washington 1945-1948 5. Soviet Connection: Russische Spione und Spitzel des FBI 6. Der Weg in den Kalten Krieg 7. Die Geburt der psychologischen Kriegführung aus dem Geist des Marshallplans 8. Die Suche nach der psychologischen Superwaffe: Fortschritt und Herrschaft 9. Im Reich des Bösen: Die Dialektik der Kommunismusaufklärung 10. Wandel durch Aufklärung: Marcuse kommandiert die Kommunismusforschung 11. Marcuse und die strategischen Planer
II Philanthropie im Kalten Krieg: Die Welt der Stiftungen 1. Das teuerste aller Geschichtsbücher: Die Stiftung und die Grundlegung des 'national security discourse’ 2. Die Rockefeller Foundation am Anfang des Kalten Krieges 3. Das Russische Institut: Gegnerforschung im Kalten Krieg
III Die Stiftung und ihre Feinde: Wissenschaft, Politik und Freiheit im Zeitalter des Mc Carthyismus 1. Der politisch-philanthropische Komplex 2. Die nationale Sicherheit und die Freiheit der Wissenschaft 3. Was heißt subversiv? Die Stiftung vor dem Untersuchungsausschuss
IV Die Rockefeller-Revolution I: Die Wiedergeburt der Ideengeschichte 1. Franz Neumann und die Stiftung der Ideengeschichte 2. Die politische Theorie und ihre Gegner 3. Die Wiedergeburt der Ideengeschichte aus dem Kreis der Krieger 4. 'Intellectual history’ zwischen Weimar und Amerika 5. Ordnung und Chaos: Eine ideengeschichtliche Bilanz
V Die Rockefeller-Revolution II: Marcuse und die Marxismusforschung 1. Rockefellers Pater in der Schweiz 2. Karriereberatung und Utopie 3. Berlin und Stalin 4. In den Netzen der Sowjetforschung 5. Ein Manifest der Entspannungspolitik: 'Soviet Marxism’ 6. Rockefeller-Marxismus 7. Marx, Marcuse, Landshut 8. Das Dispositiv der Entspannung 9. Die Internationale der Marxismusforscher 10. Warten auf die Revolution
VI Intellektuelle in der Schlacht 1. Die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln 2. Das Ende der Ideologie 3. Die Erfindung einer liberalen Tradition: Intellektuelle Selbstfindung im Zeitalter des Konformismus 4. Die 'akademische Unterwelt’ 5. Eine Friedensbewegung in Zeiten des Krieges 6. Entzweiung und Freundschaft: Der Protest erreicht die Universität 7. Gegenkultur, Vernunft und Praxis
VII Epilog
Schluss
Bibliographie Dank Register Zum Autor
O autorze
Tim B. Müller, Dr. phil., studierte Geschichte und Philosophie in Heidelberg und an der Cornell University, Ithaca, New York. Promotion 2009 an der Humboldt-Universität zu Berlin, 2006 Research Fellow am German Historical Institute in Washington, von 2005 bis 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere Geschichte an der Humboldt-Universität. Seit 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung. Er forscht und veröffentlicht zur Geschichte des Kalten Krieges, zur Intellektuellen- und Ideengeschichte und zur Geschichte von Gewalt, Krieg und Frieden im 20. Jahrhundert.