’Ich war nie in einem Theaterbetrieb, ich war immer frei’, bekundet der Theatermacher Willy Praml.
In Frankfurt am Main verankert, behauptet er mit seiner künstlerischen Arbeit ein selbstbestimmtes und politisches Theater. Seit den 1970er Jahren erregte Willy Praml Aufsehen durch die Erprobung neuer theatraler Formen mit Lehrlingen, im ländlichen Raum und mit dem 'Faust 1 & 2′ in der Frankfurter Paulskirche. Nachdem sein Theaterkollektiv 2000 in einem Industriedenkmal in der Main-Metropole, der Naxos-Halle, seine Heimat fand, inszeniert das 'Theater Willy Praml’ dort Gesamtkunstwerke, literarisch sowie musikalisch und immer wieder auch interkulturell mit Geflüchteten. Mittlerweile ist aus dem Provisorium ein Produktionshaus geworden. Im 'Studio Naxos’ arbeiten Künstler:innen aus der freien Szene; Kino und Konzerte gehören ebenso zum Programm. Autor:innen aus Feuilleton und Wissenschaft beschreiben und reflektieren in ihren Beiträgen fünfzig Jahre dieser Theatergeschichte – fünfzig Jahre einer permanenten künstlerischen Auseinandersetzung mit der sozialen Wirklichkeit.
Spis treści
Partizipation als Prinzip, Theater als Projekt und Vision als Mission – Vorwort des Herausgebers / Seite 7
Prolog
Darstellende Kunst, ein ganzes Leben lang
Be- und Zuschreibungen von Willy Pramls Theater
Von Wolfgang Schneider / Seite 32
Erster Akt
Darstellende Kunst mit Lehrlingen
Was mit Theater in politisch bewegten Zeiten
Von Hanne Seitz / Seite 68
Zweiter Akt
Darstellende Kunst mit dem Dorf
Politische und Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen
Von Kristin Westphal / Seite 110
Zwischenspiel
Requiem im Schatten der bewältigten Nacht
Von Hanne Seitz / Seite 136
Dritter Akt
Darstellende Kunst mit Geflüchteten
Geschichten der Migration zwischen den Welten
Von Matthias Bischoff / Seite 156
Vierter Akt
Darstellende Kunst als Gesamtkunstwerk
Wiederentdeckung von Un-Orten in der Öffentlichkeit
Von Julia Cloot / Seite 184
Fünfter Akt
Darstellende Kunst als Literatur
Über das Erzählen und Deklamieren, vom Sinnlichen und Pathetischen
Von Judith von Sternburg / Seite 210
Epilog
Darstellende Kunst, eine Probe-Bühne
Produktionshaus Naxos mit vielen Wohnungen
Von Eva-Maria Magel / Seite 236
O autorze
Wolfgang Schneider ist Kulturwissenschaftler. Er war 1998 Gründungsdirektor des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim und von 2012 bis 2020 Inhaber des UNESCO-Chair in Cultural Policy for the Arts in Development, er ist Mitglied des Vorstandes der Initiative für die Archive des Freien Theaters e.V., Mitglied des Internationalen Theater-Instituts, Ehrenmitglied der ASSITEJ Deutschland und der Schweiz sowie Ehrenpräsident der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche.
Seit 2017 ist er Vorsitzender des Fonds Darstellende Künste.
Er war der erste Leiter des Kinder- und Jugendtheaterzentrums in der Bundesrepublik Deutschland, Vorsitzender des Theaterbeirates Niedersachsen, Mitglied des Beirates Tanz und Theater des Goethe-Instituts, als Sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission 'Kultur in Deutschland’ des Deutschen Bundestages Berichterstatter u.a. für das Kapitel Theater zuständig und Herausgeber von 'IXYPSILONZETT’, dem Jahrbuch für Kinder- und Jugendtheater sowie dem Magazin für Kinder- und Jugendtheater als Beilage zu Theater der Zeit von der Gründung 2012 bis 2018. Wegen seines ehrenamtlichen internationalen Engagements wurde er vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
Zahlreiche Veröffentlichungen zur Theaterpolitik, Herausgeber u.a. von 'Theater und Schule. Handbuch zur kulturellen Bildung’ (2009), 'Theater und Migration. Herausforderungen für Kulturpolitik und Theaterpraxis’ (2011), 'Theater entwickeln und planen. Kulturpolitische Konzeptionen zur Reform der Darstellenden Künste’ (2014); 'Theatermachen als Beruf. Hildesheimer Wege’ (zusammen mit Julia Speckmann, 2017); 'Partizipation als Programm. Wege ins Theater für Kinder und Jugendliche’ (zusammen mit Anna Eitzeroth, 2017); 'Performing the Archive. Studie zur Entwicklung eines Archivs des Freien Theaters’ (zusammen mit Henning Fülle und Christine Henniger, 2018); 'Theater in der Provinz. Künstlerische Vielfalt und kulturelle Teilhabe als Programm’ (zusammen mit Katharina Schröck und Silvia Stolz, 2019); 'Theater in Transformation. Artistic Processes and Cultural Policy in South Africa’ (zusammen mit Lance Lebogang Nawa, 2019).