Der Dialog Euthydemos gehörte lange zu den von der Forschung vernachlössigten Dialogen Platons. Ursache mögen auch jene komödienhaften Züge gewesen sein, die ihn in formaler und inhaltlicher Hinsicht in besonderem Maße auszeichnen. Allmählich hat sich jedoch die Bereitschaft durchgesetzt, im Spielcharakter der vorgeführten Schaustücke und ihrer literarischen Gestaltung ein Glanzstück Platonischer Komödienkunst zu sehen. Zudem erweisen sich der Spielcharakter der vorgeführten Streitkunst, das Verhalten der beiden Streitkünstler und der Inhalt der Schaustücke als kunstvoll gestaltet, insofern sie sich als negatives Spiegelbild zum Ernst Platonischer Methode, Platonischer Philosophie und des Platonischen Philosophen erweisen. Der Bezug zwischen spielerischen und ernsten Elementen im Dialog entspricht Platons Auffassung vom Komödienhaften, das auch im philosophischen Kontext akzeptabel ist. Im Euthydemos haben Platon der Autor und Platon der Philosoph Hand in Hand gearbeitet. Der vorliegende Kommentar möchte für die positivere Sichtweise des Dialoges werben. übersetzung und sprachliche, sachliche und philosophische Kommentierung bringen dem Leser den engen Zusammenhang zwischen literarischer Gestaltung und philosophischer Botschaft nahe. Die übersetzung eröffnet dem Leser einen Zugang zu Form und Gehalt des Dialoges. Der Kommentar bietet zunächst Einführungen in die einzelnen Abschnitte und liefert fortlaufend einzelne Sachinformationen und Erläuterungen zu Sprache, textkritischen Problemen und Parallelen in anderen Dialogen Platons.
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Dr. h.c. Michael Erler ist ordentlicher Professor für Klassische Philologie (Schwerpunkt Gräzistik) an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.