Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts vollzog sich in der Medizin ein Paradigmenwechsel von hoher ästhetischer Relevanz. Hatten die Nerven bis dahin als Transportkanäle für die „Lebensgeister“ gegolten, so trat nunmehr eine konkurrierende Theorie auf den Plan, nach der es sich um elastische Fasern handle, die in Analogie zur Saitenvibration, also über das Prinzip der Schwingung zu erklären seien. Der menschliche Leib avancierte buchstäblich zu einem Musikinstrument, das emotionale Erleben (nicht nur) von Musik zu einem Resonanzeffekt. Die Folgen dieser Sichtweise waren einschneidend: Das vorliegende Buch zeigt anhand zahlreicher Quellen aus den Bereichen Musik, Medizin, Literatur und Ästhetik, wie eine „musikalische Anthropologie“ entstand, die wiederum auf die Kompositionspraxis zurückwirkte, etwa bei Carl Philipp Emanuel Bach, Georg Anton Benda und Wolfgang Amadeus Mozart.
Tabela de Conteúdo
Vorwort.- 1. „Meine Nerven zittern einen Ton“: Der klangbewegte Mensch.- 2. „Durch und durch sind wir elastische Wesen“: Von der Säftelehre zur Solidarmedizin.- 3. Die „Violine des menschlichen Leibes“ und das innere Clavichord: Carl Philipp Emanuel Bach.- 4. Laboratorium Theater: Das Melodram.- 5. „… daß die Musick bald einen arsch bekommt“: Mozarts musikalische Anthropologie.- Literaturverzeichnis.- Notenverzeichnis.- Personenregister.
Sobre o autor
Arne Stollberg ist Professor für Historische Musikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin.