Die erste Biografie Ernest Bornemans zum 100. Geburtstag des berühmten Jazzkritikers, Dokumentarfilmers und Sexualwissenschaftlers am 12. April 2015.
Borneman, Jungkommunist mit jüdischem Familienhintergrund, emigrierte 1933, sechs Wochen vor dem Abitur, nach London. Sein Geld verdiente er durch Jobs in der Filmbranche, als Journalist und Schriftsteller. Während des Krieges wurde er als »feindlicher Ausländer’ inhaftiert und in Kanada interniert. Dort arbeitete er ab 1941 für das National Film Board und drehte eine Reihe von Dokumentarfilmen, darunter Propagandafilme gegen das »Dritte Reich’. Gleichzeitig stieg er zu einem einflussreichen Jazzkritiker auf, der nach Kriegsende u. a. als Kolumnist des legendären »Melody Maker’ arbeitete.
Seit den späten 60er Jahren wurde Borneman zu einem der prominentesten Sexualwissenschaftler im deutschen Sprachraum, der die Idee der »Sexuellen Revolution’ propagierte und damit Zustimmung ebenso wie Widerspruch erntete. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde er durch seine Bücher (»Das Patriarchat’ 1975), Sex-Ratgeberkolumnen in der »Neuen Revue’ und zahlreiche Auftritte im deutschen und österreichischen Fernsehen.
Mit seinen Themen Jazz, Film und Sex bewegte sich Borneman auf Feldern, an denen die spezifischen Sinneswahrnehmungen der Moderne des 20. Jahrhunderts und die um sie entstehenden Deutungskonflikte deutlich sichtbar werden. Detlef Siegfried zeichnet Bornemans bewegtes Leben nach und stellt sein Wirken aus sinnesgeschichtlicher Perspektive dar.
Sobre o autor
Detlef Siegfried, geb. 1958, ist seit 1996 Associate Professor für Neuere Deutsche Geschichte und Kulturgeschichte an der Universität Kopenhagen.
Veröffentlichungen u. a.:
Deutsche Kulturgeschichte. Die Bundesrepublik 1945 bis zur Gegenwart (mit Axel Schildt, 2009); Time Is on My Side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre (2006); Der Fliegerblick. Intellektuelle, Radikalismus und Flugzeugproduktion bei Junkers (2001).