Im Frühjahr 2021 war es einsam um Olaf Scholz, den Kanzlerkandidaten der SPD. Er selbst schien chancenlos, seine Partei im Niedergang. Ein halbes Jahr später saß er im Kanzleramt und Sozialdemokraten besetzten die drei höchsten Ämter des Staates. Wie konnte das passieren? Der Zeithistoriker Dietmar Süß erzählt, wie die SPD vom Auslaufmodell zum Wahlsieger wurde, und fragt, was dieses Comeback für die Zukunft der Partei und der Bundesrepublik insgesamt bedeutet. Dabei zeigt sich, auf welch tönernen Füßen der Erfolg bei der Bundestagswahl 2021 steht und wie groß die Herausforderungen für die politische Linke insgesamt sind.
In ganz Europa hatten sozialdemokratische Parteien in den letzten Jahren mit sinkendem Wählerzuspruch zu kämpfen, Deutschland machte da keine Ausnahme. Noch Anfang 2021 galt die SPD als Auslaufmodell. Haben sich die strukturellen Probleme der Partei nun in Luft aufgelöst? Dietmar Süß erzählt die unglaubliche Geschichte des sozialdemokratischen Wahlsieges und bettet sie ein in die jüngste Geschichte der SPD und der Bundesrepublik. Dabei zeigt sich, dass Olaf Scholz und die SPD zwar vieles richtig machten, es aber letztlich die Schwäche der Gegner war, die sie ins Kanzleramt führte. Die Macht vermag strukturelle Verschiebungen zu überdecken, das war bei der CDU ebenso der Fall wie nun bei der SPD. Aber das Parteiensystem der Bundesrepublik hat sich, wie so vieles andere auch, nachhaltig verändert. In der Geschichte, die dieses Buch erzählt, spiegeln sich daher auch die vielfältigen und widersprüchlichen Verschiebungen in der bundesrepublikanischen Gesellschaft.
Sobre o autor
Dietmar Süß ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Augsburg. Bei C.H.Beck ist von ihm erschienen: ‘Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich’ (2017).