Die fortgesetzte gegenstandstheoretische Debatte in der Literaturwissenschaft führte zu auch institutionell folgenreichen Grenzüberschreitungen hin zur Anthropologie, Semiotik, Medien-, Informations- und Kulturtheorie und damit zu einer Infragestellung traditioneller Verfahren, Inhalte und Aufgaben des Fachs. Der vorliegende Band gibt Auskunft zum state of the art im letzten Jahr des 20. Jahrhunderts. Die gesammelten Essays bieten einen für Fachleute und Interessierte gleichermaßen lohnenden Überblick über jüngste Tendenzen und Transformationsprozesse, sie orientieren über institutionelle, politische, wissenschaftsgeschichtliche und im engeren Sinne methodologische Aspekte gegenwärtiger Literaturforschung.
Die Herausgeber haben die Beiträge unter folgenden Fragestellungen gegliedert: Was ist Literatur? – Kann man Texte verstehen? – Hat Literatur Realitätsbezug? – Was geschieht neben Literatur? – Was kann Literaturforschung? Der fünfundsiebzigste Geburtstag von Eberhard Lämmert, dem Gründungsdirektor des Berliner Zentrums für Literaturforschung, war den Autorinnen und Autoren Anlass zu diesem Resümee.
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Eckart Goebel: Einleitung Wolfram Malte Fues: In anders einem Land. Die reine Sinnform der Moderne Remo Bodei: Die dritte Welt der Dichtung Klaus Städtke: Der auktoriale Diskurs. Anmerkungen zu einem literatur- und kulturwissenschaftlichen Problemfeld Ernst Müller: Kontext und Geltung oder Was literarische Texte von philosophischen unterscheidet Bernhard J. Dotzler: Literatur ist eine Maschine. Blueprint apparatus und der Tod der Literatur Waltraud Naumann-Beyer: Literaturwissenschaft und Philosophie Dieter Kliche: Vom Nutzen und Nachteil der Ästhetik für die Literaturforschung Klaus Reichert: Ein Ritt ins nächste Dorf Hermann Herlinghaus: Interkulturelle Geschichtlichkeit des Verstehens. Lateinamerikanische Verschiebungen in der Hermeneutik Wolfgang Ernst: Bauformen des Zählens. Distante Blicke auf Buchstaben in der Computer-Zeit Wolfgang Schäffner: Literatur der großen Zahlen. Goethe, Quetelet und die Folgen Willi Bolle: Geschichtsschreibung als ästhetische Passion Inge Münz-Koenen: Bilder, Texte, Orte, Zeiten Sigrid Weigel: Die Stimme der Literatur. Anmerkungen zur Differenz der différance Geoffrey H. Hartman: Spirit and Letter Michael Franz: Unbegrenzte Semiose und literarische Realitätsvergewisserung. Aspekte des semiotischen Zugangs zur Literatur Wolfgang Klein: Literatur und soziale Erfahrung Wolfgang Kissel: Grenzen der Erzählbarkeit. Der Zivilisationsbruch und die russische Literatur des 20. Jahrhunderts Helmut Peitsch: ‘Kritik ist immer notwendig. […] Selbst in einer Zeit, in der Aktionen der Massen offenbar unmöglich sind’. Ideologiekritik heute Hayden White: Postmodernism, Textualism, and History Hilmar Frank: Philologie der Ideen. Texte zur bildenden Kunst zwischen Literatur- und Kunstwissenschaft Anton Kaes: Die nationale Dimension in der Filmgeschichtsschreibung Utz Riese: Worte sind Wörter. Postkoloniale Translationes Karl-Heinz Magister: Calypso, Canboulay, Bacchanal. Karnevaleske Signale karibischer Mimikry Erika Fischer-Lichte: Für eine Ästhetik des Performativen Robert Weimann: Performanz und Dekonstruktion. Eine kritische Anmerkung zu Jacques Derrida Walter Moser: Eppur si muove! Das Fortleben der Literatur in der Medienlandschaft Hans-Ulrich Gumbrecht: Dysphoria. How (some) Scholars Feel about Literary Studies Peter Uwe Hohendahl: Graduiertenprogramme zwischen Zivilgesellschaft und Markt. Eine Überlegung aus den USA Jürgen Trabant: Wo ist eigentlich die Literatursemiotik geblieben? Rainer Rosenberg: Literaturwissenschaft und Kulturwissenschaft K. Ludwig Pfeiffer: Stil und Institution. Interkulturelle Grauzonen der Geisteswissenschaften Karlheinz Barck: Ästhetik als Coen-Ästhetik. Deplazierende Perspektiven auf eine kritische Literaturwissenschaft Manfred Naumann: Wie ernst sollte die Literaturwissenschaft sich selbst und ihre Leser nehmen?