Der Begriff ‘Meistererzählung’ ist in den letzten Jahren in der öffentlichen Debatte häufig als Kampfbegriff gebraucht worden, wenn es darum ging, gegnerische Positionen als ideologisch zu brandmarken. Weniger bekannt ist dagegen der Versuch innerhalb der historischen Wissenschaften, diejenigen Meister- oder Metaerzählungen zu identifizieren, die der Praxis des Forschens in spezifischen Disziplinen unausgesprochen zugrundelagen. In diesem Band erörtern sieben Fachleute, an welchen Erzählmustern sich die Historiographie, die Literatur- und Musikgeschichtsschreibung seit dem 19. Jahrhundert orientiert haben, wenn es darum ging, dem Mittelalter einen Platz in einem allgemeineren Geschichtsbild zuzuweisen.
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Meistererzählungen und die Praxis der Geschichtsschreibung. Eine Skizze zur Einführung. Von Frank Rexroth Ursprungserzählungen und Gegenbilder. Das archaische Frühmittelalter. Von Walter Pohl Die Periodisierung der lateinischen Literatur des Mittelalters – literaturwissenschaftliche Meistererzählungen als axiomatische und narrative Muster der Objektkonstitution und Strukturbildung. Von Thomas Haye Jahreszeiten, Blütezeiten: Meistererzählungen für die Literaturgeschichte? Von Klaus Grubmüller Meistererzählungen und Meistergesänge. Geschichte und Aufführungen der Musik des Mittelalters. Von Oliver Huck Zaubermärchen, Mythos und symbolische Figuren im sowjetischen und postsowjetischen historischen Metanarrativ. Von Michail A. Bojcov ‘Multiple Middle Ages’ – konkurrierende Meistererzählungen und der Wettstreit um die Deutung der Vergangenheit. Von Patrick J. Geary