War der systematische Massenmord an den Juden im Dritten Reich eines von vielen staatlich organisierten Verbrechen im 20. Jahrhundert? Wenn dem so war: Was bedeutet das für die viel diskutierte Vorstellung von der Singularität des Holocaust? Auf die Frage, inwiefern sich der Holocaust in die Liste der Völkermorde einreihen lässt, hat die zeitgeschichtliche Forschung noch keine klare Antwort gefunden. In diesem Band reflektieren die Autorinnen und Autoren über den historischen Ort des Holocaust in der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts. Sie fragen nach Bezügen zu anderen Gewaltverbrechen, beispielsweise den stalinistischen, und sie diskutieren im Lichte der Ansätze und Erträge der noch relativ jungen Disziplin der komparativ ausgerichteten Genozidforschung Stärken und Grenzen des Vergleichs.
Tabela de Conteúdo
Inhalt
Sybille Steinbacher Einleitung 7
Massengewalt und Erster Weltkrieg
Wolf Gruner ‘Armenier-Greuel’ Was wussten jüdische und nichtjüdische Deutsche im NS-Staat über den Völkermord von 1915/16? 31
Christoph Dieckmann ‘Jüdischer Bolschewismus’ 1917 bis 1921 Überlegungen zu Verbreitung, Wirkungsweise und jüdischen Reaktionen 55
Christian Werkmeister Johannes Lepsius und die Verbrechen an den Armeniern Die Vorgeschichte der UN-Genozidkonvention 83
Holocaust und Vergleich
Dieter Pohl Massengewalt und der Mord an den Juden im ‘Dritten Reich’ 107
Andrea Löw ‘Ein Verbrechen, dessen Grauen mit nichts zu vergleichen ist’ Die Ursprünge der Debatte über die Singularität des Holocaust? 125
Jörg Ganzenmüller Stalins Völkermord? Zu den Grenzen des Genozidbegriffs und den Chancen eines historischen Vergleichs 145
Genozid in globaler Perspektive
Philipp Ther Differenzierung versus Universalisierung ‘Ethnische Säuberungen’ und die Genocide Studies 169
Dirk Moses Weltgeschichte und Holocaust Ein Blick in Raphael Lemkins unveröffentlichte Schriften 195
Donald Bloxham Der Holocaust in kontinentaler Perspektive Vom Vergleich zur Kontextualisierung 215
Autorinnen und Autoren 243
Sobre o autor
Sybille Steinbacher ist – nach Stationen in München, Bochum, Harvard, Jena und Frankfurt – Professorin am Institut für Zeitgeschichte
der Universität Wien.