Priesterseminare werden heute nicht selten als Relikte einer vergangenen Epoche wahrgenommen: riesige Gebäudekomplexe, die von besseren Zeiten zeugen, ein paar Priesteramtskandidaten, die sich darin verlieren, und Ausbildungsleitungen, die im Zweifel ihre Häuser dicht machen müssen.
Das vorliegende Buch möchte jenseits der beiden Alternativen Seminarschließung und ‘Weiter so!’ zeigen, wie viel innovatives Potential in der Idee des Priesterseminars steckt. Ausgangspunkt ist dabei nicht das System Seminar, sondern der einzelne Seminarist und die Frage, welchen Rahmen er zur Berufungsklärung und Ausbildung braucht. Berufungen zum Priesteramt entfalten sich heute völlig unterschiedlich und brauchen flexible, offene Strukturen anstelle eines starren Systems. Es werden Seminarkonzeptionen vorgeschlagen, die geistliche und menschliche Reifung sowie die Bildung einer priesterlichen Identität auch dadurch ermöglichen, dass sie die pastorale und gesellschaftliche Wirklichkeit, in der der Priester später arbeitet, zum Teil des Seminaralltags werden lassen.
Sobre o autor
Gerhard Schneider, geb. 1969, Dr. theol., ist Priester und seit 2004 in verschiedenen Funktionen in der Priester- und Theologenausbildung in Tübingen tätig. Derzeit ist er Leiter der Diözesanstelle Berufe der Kirche und des Päpstlichen Werkes für geistliche Berufe in der Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie Rektor des Theologisch-propädeutischen Seminars Ambrosianum in Tübingen, das Frauen und Männer auf das Theologiestudium und die Berufswahl vorbereitet.