In ihren Novellen »Fenitschka« und »Eine Ausschweifung« fokussiert Lou Andreas-Salomé aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Positionierung zweier emanzipierter Frauen zur Zeit der Jahrhundertwende. Die promovierte Wissenschaftlerin Fenitschka und die erfolgreiche Künstlerin Adine sind keineswegs Werbefiguren der Frauenbewegung; sie regen viel eher zum Nachdenken darüber an, wie schwierig sich die Integration unabhängiger Frauen in eine Gesellschaft gestaltet, in der es für erfolgreiche Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen noch keine positiv besetzten Rollenvorbilder gibt. Die beiden Frauenfiguren erscheinen als Repräsentantinnen einer neuen Gattung, die vor der Herausforderung steht, sich zu behaupten. Ungeachtet ihrer Erfolge sind die nicht an einen Mann gebundenen Frauen beständig Gerüchten und Verleumdungen ausgesetzt, sodass sich ihre Unabhängigkeit als höchst ambivalent erweist. Zudem ist sie ein überaus fragiler Status, der mit einer Eheschließung abrupt enden würde.
Die Liebe zur Kunst und zur Wissenschaft erscheint in den Novellen als unverträglich mit der Liebe zum anderen Geschlecht. Folgerichtig werden weder strahlende Heldinnen der Frauenbewegung stilisiert, noch romantische oder glückliche Liebesbeziehungen inszeniert. Lou Andreas-Salomés Novellen sind literarische kunstvoll inszenierte und philosophisch akzentuierte Gesellschaftsstudien, die einen sachlichen und facettenreichen Einblick in das Seelenleben emanzipierter Frauen zur Zeit der Jahrhundertwende ermöglichen.
Tabela de Conteúdo
Zu Lou Andreas-Salomé 2
Zur Herausgeberin 2
Editorische Notiz 6
Zwei Erzählungen 7
– Fenitschka. 9
– Eine Ausschweifung. 81
Vorfassung 141
– Ein überlebter Traum. (1897) 143
Zeitgenössische Rezensionen 219
– Eduard Engel: Fenitschka. – Eine usschweifung.
(1898) 221
– Fritz Carsten: Fenitschka. Eine Ausschweifung.
(1899) 223
– Helene Stoecker: Neue Frauentypen (1899) 224
– Anselma Heine: Lou Andreas-Salomé (1911) 231
Verzeichnis der Erstdrucke/Erläuterungen 241
Nachwort 253
Literatur 277
Siglen und Abkürzungen 280
Zeittafel 282
Personenverzeichnis 285
Sobre o autor
Das Leben der Lou Andreas-Salomé (1861–1937) umfasst die Emanzipation vom zaristischen Russland mit Hilfe eines sehr scharfen und sich keinerlei Zwängen beugenden Verstands, die finanzielle Unabhängigkeit mit Hilfe der Schriftstellerei und die bereitwillige umfassende Akzeptanz des psychoanalytischen Prinzips in Bewunderung ihres Gründers.
Die Stadien dieses Lebens könnten auch betitelt werden mit den Weggefährten jener Zeit – Friedrich Nietzsche, Rainer Maria Rilke, Sigmund Freud –, man wird damit jedoch diesem selbst-bestimmten Frauenleben nicht annähernd gerecht.
Eine ausführliche Lebensbeschreibung findet sich in: »Lou Andreas-Salomé. ›Wie ich dich liebe, Rätselleben‹. Eine Biogra-phie«, von Michaela Wiesner-Bangard und Ursula Welsch, und auf unserer Website zu Lou Andreas-Salomé.