Angesichts der Vielfalt und Unversöhnlichkeit geschichtlicher Erfahrungsräume im ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhundert stellt sich die Frage, wie die Geschichte noch als einheitliche Wirklichkeit gedacht werden kann. Der geschichtstheoretische Entwurf, der darauf eine Antwort gibt, schreibt den historischen Ereignissen eine für den Zusammenhang des geschichtlichen Kosmos zentrale, allerdings ganz neue Bedeutung zu: Als Knotenpunkte verknüpfen sie die unterschiedlichsten Geschichten zu einem sich stetig erweiternden Gewebe historischer Sinn- und Ereigniszusammenhänge. Das ‘annalistische’ Geschichtsbild ist gegenwarts- und vergangenheitszentriert zugleich. Historisch zu denken ist allerdings nur eine unter vielen Möglichkeiten der Aneignung von und Orientierung in der Welt – wenn auch eine bislang außerordentlich erfolgreiche.
Sobre o autor
Lucian Hölscher, geb. 1948, ist Professor für Neuere Geschichte und Theorie der Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum und Vorstandsmitglied im Käte-Hamburger-Institut »Dynamiken der Religion zwischen Asien und Europa’.
Seine Forschungsschwerpunkte sind Kultur- und Religionsgeschichte, Begriffsgeschichte sowie Geschichtstheorie.