In den 1970er-Jahren begann in Westeuropa und den USA der politische Gegenschlag gegen die Ausweitung der sozialen Rechte, die bis dahin hatten durchgesetzt werden können. Im »Krieg zwischen Bürgerrechten und kapitalistischem Klassensystem« (Thomas H. Marshall) gewannen die Verfechter des Klassensystems seither wieder die Oberhand. Auseinanderdriftende Gesellschaften sind die Folge. Sie fordern Kritik in zweierlei Weise heraus: Zum einen gilt es, die Triebkräfte der Spaltungsbewegung aufzuzeigen, zum anderen, die Frage aufzuwerfen, in welcher Gesellschaft man leben will. Diese lässt sich nur aus den Widersprüchen und Konflikten der Gesellschaft heraus beantworten. Um beide Formen der Kritik geht es im vorliegenden Buch. Sie sind besonders dringlich angesichts des Aufstiegs einer internationalen Rechten, die das Auseinanderdriften nutzen will, um Gesellschaft durch das exklusive »Wir« nationalistischer und völkischer Gemeinschaften zu ersetzen.
Tabela de Conteúdo
Inhalt
Vorbemerkung 9
Einleitung: Warum Kritik der auseinanderdriftenden Gesellschaft? 11
Teil I
Das Auseinanderdriften der Gesellschaft: Triebkräfte, Dynamiken, Folgen Der Skandal der Exklusion 27
Soziale Verwundbarkeit, Klassenlage und die »verunsicherte Mitte« 46
Matthäuseffekt und Teufelskreis: Inklusion und Exklusion in kapitalistischen Gesellschaften 59
Was die Institutionenökonomie von der Ungleichheitsforschung lernen könnte: Eine kritische Auseinandersetzung mit »institutioneller Komplementarität«75
Wozu aktiviert der »aktivierende Wohlfahrtsstaat«? 86
Stadt und soziale Frage 100
Teil II
Elemente einer widerständigen Politik des Sozialen Kann »Inklusion« ein Ziel praktischer Gesellschaftskritik sein? Eine neuerliche Lektüre
von Peter Brückners Kritik an sozialer Integration 125
Rechtstendenzen in der Arbeiterschaft und die Notwendigkeit der sozialen Transformation 136
Warum und wie die Linke heute für soziale Gerechtigkeit streiten muss 152
Bedingungsloses Grundeinkommen oder Recht auf Arbeit? 165
Nach dem Bruch des impliziten Gesellschaftsvertrags183
Auseinandersetzungen um das selbstbestimmte Leben 195
Nachtrag in Zeiten der Corona Pandemie 209
Anmerkungen 215
Danksagung 239
Nachweise 241
Literatur 243
Sobre o autor
Martin Kronauer, Soziologe, Politikwissenschaftler und Philosoph, war nach Stationen an der New School for Social Research New York und am SOFI Göttingen bis 2014 Professor für Gesellschaftswissenschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.