Für die theoretische Modellierung der geschriebenen Sprache ist die Schnittstellenproblematik konstitutiv, da es die Frage zu klären gilt, in welcher Beziehung die geschriebene Sprache zur gesprochenen Sprache steht, oder genauer: Wie ist die Beziehung des Schriftsystems einer Sprache zu deren Sprachsystem zu fassen? Bei der Analyse von alphabetischen Schriftsystemen wie dem Deutschen steht dabei traditionell die Beziehung zur phonologischen Komponente des Sprachsystems im Mittelpunkt, aber wenn etwa in einem Prinzipienmodell neben dem phonologischen auch ein morphologisches Prinzip angesetzt wird, erhellt sich, dass der Morphologie gewisse Einflüsse auf die Gestalt von Schreibungen zugesprochen wird. Diese zeigen sich deutlich bei der Konstantschreibung bestimmter Morphemtypen, bei der Setzung von Bindestrichen und anderen Wortzeichen, bei der Getrennt- und Zusammenschreibung sowie bei der Worttrennung am Zeilenende.
Der Band versammelt acht Beiträge, die die Schnittstellenthematik aus verschiedenen Perspektiven angehen. Schwerpunkte sind Fragen der historischen Entwicklung des deutschen und des niederländischen Schriftsystems, der Markierungsmöglichkeiten morphologischer Struktur in Wortschreibungen des Deutschen sowie Effekte solcher Markierungen für den Leseprozess.
Sobre o autor
Martin Neef, Universität Braunschweig; Carmen Scherer, Universität Mainz.