Die Geschichte des 1950 gegründeten Bundesgerichtshofes in Karlsruhe ist trotz zahlreicher Detailstudien über sein Personal und seine Rechtsprechung bislang weithin unbekannt. Die zweibändige Publikation ermöglicht nun erstmals einen umfassenden, quellenfundierten Einblick in Aufbau, Funktionsweise und Personal dieses höchsten deutschen Gerichts in Zivil- und Strafsachen für die 1950er und die erste Hälfte der 1960er Jahre. Die Last der NS-Vergangenheit wird dabei genauso ins Blickfeld gerückt wie die Frage nach der Weiterentwicklung des Gerichts und seiner Richterinnen und Richter in den bundesdeutschen Rechtsstaat. Band 2 beleuchtet die frühe Rechtsprechung des Gerichts im Überblick bis 1968 und zeigt in thematischen Schwerpunktsetzungen, wo die Richterinnen und Richter des BGH in tradierten Denkmustern und überkommenen Wertvorstellungen judizierten, wo sie aber andererseits auch einer innovativen Rechtsprechung auf der Grundlage des Grundgesetzes den Weg gebahnt haben. Das Ergebnis einer mehrjährigen interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Zeit- und Rechtsgeschichte gibt Antworten auf die Frage, wie und wodurch sich trotz vielfältiger Rückschläge und politischer Belastungen der Richterschaft ein allmählicher Wandel der traditionellen Justiz vollzog.
Sobre o autor
Michael Kißener und
Andreas Roth, Johannes Gutenberg-Universität Mainz.