Die Vermutung liegt nahe, dass eine der Aufklärung verpflichtete Wissenschaft und Therapie wie die Psychoanalyse in einer Diktatur kaum möglich ist. Trotzdem hat sie sich weltweit auch in verschiedenen diktatorischen Regimen erhalten, wenn auch unter Bedingungen, die sich von denen psychoanalytischer Arbeit in Demokratien grundlegend unterscheiden. Wie dies möglich war und welche Formen dieses ‘Überleben’ annahm, zeigen die Beiträge dieses Bandes anhand von Beispielen aus Deutschland und Österreich nach der NS-Machtübernahme, aus den von Nationalsozialisten besetzten Ländern Norwegen und Belgien, in der kommunistischen Sowjetunion und in autoritären Regimen in Brasilien und Italien.
Tabela de Conteúdo
Inhalt
Danksagung
Christine Diercks
Vorwort
I. Allgemeine Problemeinführungen
Mitchell G. Ash
Psychoanalyse unter nicht-demokratischen Herrschaftsverhältnissen
Einführende Bemerkungen
Geoffrey Cocks
‘Rechts um die Ecke rum’: Wichmannstraße, Berggasse, Keithstraße, 1933 – 1945
Elisabeth Brainin
Träumen in der NS-Zeit
II. Das Ende der Psychoanalyse in Wien 1938? – Neue Forschungen
Christiane Rothländer
‘Arisierung’, Beschlagnahmung und Verbleib des Eigentums der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung 1938
Birgit Johler
Zur Praxis August Aichhorns 1938 – 1944
Entwurf eines ‘Soziogramms’ auf Grundlage seiner Patientenkalender
III. Psychoanalyse und Diktaturen: Faschismus und Nationalsozialismus
Jacqueline Amati Mehler
Psychoanalyse und Faschismus in Italien
Michael Schröter
‘Wir leben doch sehr auf einer Insel…’
Psychoanalyse in Berlin 1933 – 1936
IV. Unter nationalsozialistischer Besatzung
Susann Heenen-Wolff
Psychoanalyse und Besatzungsregime in Belgien 166
Håvard Friis Nilsen
Widerstand in der Therapie und im Krieg 1933 – 1945
Die Psychoanalyse vor und während der Besatzung Norwegens durch die Nationalsozialisten
V. Unter Diktaturen im östlichen Europa und Lateinamerika
Igor M. Kadyrov
Psychoanalyse in der Ud SSR und in Russland nach dem Ende der Sowjetunion
Hans Füchtner
Psychoanalyse und autoritäre Herrschaft in Brasilien
VI. Die Folgen in Wien nach 1945
Thomas Aichhorn
Blicke zurück und nach vorne
Aus der Korrespondenz August Aichhorn – Anna Freud nach 1945
Samy Teicher/Elisabeth Brainin
Psychoanalyse nach der Nazizeit
Die Wiener Psychoanalytische Vereinigung und ihr Umgang mit dem Nationalsozialismus nach 1945
VII. Ausblick
Werner Bohleber
Psychoanalyse, Diktatur, Professionalität – Implikationen
Die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die Psychoanalyse in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945
Daphne Stock
Psychoanalyse und demokratisches Bewusstsein
Liste der Abbildungen
Die Autorinnen und Autoren des Bandes
Namensverzeichnis
Sobre o autor
Der Herausgeber:
Mitchell G. Ash, Prof. Dr., unterrichtete von 1984-1997 Geschichte an der University of Iowa, Fellow am Wissenschaftskolleg in Berlin (1990-1991); Gastprofessuren in Göttingen, Wien und Jerusalem; ist seit 1997 ordentlicher Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Wien; von 2002-2007 Präsident der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte. Ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.