Psychische Erkrankungen sind eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung mit vielen Facetten und müssen als solche auch interdisziplinär betrachtet werden. Der vorliegende Sammelband setzt genau hier an und hat das Ziel, ein differenziertes Bild über die Bedeutung psychischer Erkrankungen und den gesellschaftlichen Umgang mit ihnen zu zeichnen. Die vielfältigen Fragen, die sich dabei stellen, werden durch Vertreter*innen aus den Gesundheits-, Sozial- und Geisteswissenschaften erörtert. Dies beinhaltet theoretische sowie praktische Perspektiven mit historischen, aktuellen und zukunftsperspektivischen Schwerpunkten, die sich insgesamt dem Ziel widmen, aktuelle Herausforderungen aufzuzeigen und einen Beitrag zur Verbesserung der psychischen Gesundheitsversorgung in den Bereichen der Krankheitsbehandlung, Prävention und Gesundheitsförderung zu leisten.
Tabela de Conteúdo
1 Psychische Erkrankungen als gesellschaftliche Aufgabe (Einleitung) (Mantell/Schwegler).- I. Psychische Erkrankungen im Wandel der Zeit.- 2 Das Verständnis psychischer Krankheit im historischen Wandel. Psychiatrische Einweisungspraxis im „Dritten Reich“, der frühen DDR und der Bundesrepublik (Coché).- 3 Figuren mit psychischen Störungen in der aktuellen Film- und Fernsehdramaturgie (Fahmüller).- 4 Die volkswirtschaftliche Tragweite psychischer Erkrankungen (Salize).- 5 Leistungsträger außer Kontrolle? ›Agency‹ in Burnout-Ratgeberliteratur (Schnedermann).- II. Psychische Erkrankungen – Herausforderungen für Betroffene.- 6 Seelische Gesundheit bei Jugendlichen im Schulalter. Herausforderungen und Lösungsansätze aus der Praxis (Richter-Werling).- 7 Medizinische Behandlung einwilligungsunfähiger Patienten zwischen Zwang und Fürsorge. Überlegungen aus rechtlicher Perspektive (Henking).- 8 Zwangsbehandlungen in der Psychiatrie. Ein ethisches Dilemma (Simon).- 9 Zum Umgang mit posttraumatischen Belastungsstörungen als Folgen von Krieg, Vertreibung und Flucht. Wenn Krieg und Verfolgung die Seele krank machen (Reddemann).- 10 Traumatisierte Flüchtlinge in Deutschland. Psychotherapie zwischen Willkommenskultur und Abschiebepraxis (van Keuk).- 11 Verborgenes Leid. Depressionen in der späten Lebensphase (Zank/Brose).- 12 Epidemiologie, entwicklungspsychologische Konzepte und differenzielle Psychotherapieansätze in der Gerontopychosomatik und Alternspsychotherapie (Heuf).- III. Technischer Fortschritt für die Zukunft.- 13 Möglichkeiten und Grenzen internetbasierter, psychosozialer Interventionen (Moessner).- 14 Mind the Risk? – Einstellungen zur Risikobestimmung von Menschen mit erhöhtem Risiko für psychische Erkrankungen: Ergebnisse einer qualitativen Inhaltsanalyse (Mantell/Manderscheid/Woopen).
Sobre o autor
Dr. Pauline Katharina Mantell studierte Gesundheitsökonomie an der Universität zu Köln und der San Diego State University und promovierte 2021 zum Thema Gesundheitskompetenz von Menschen mit psychischen Erkrankungen im interdisziplinären Promotionsstudiengang Health Sciences an der Universität zu Köln. Seit 2013 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle Ethik am Uniklinikum Köln. Seit 2019 ist sie zudem als Diözesanreferentin für Medizinethik im Erzbistum Köln angestellt. Ihre Forschungsinteressen umfassen Konzepte und Operationalisierung von Gesundheitskompetenz, Risikoprädiktion im Kontext psychischer Erkrankungen, Palliativmedizin in der ambulanten Versorgung sowie die Versorgung frühgeborener Kinder. Pauline Mantell ist zertifizierte Beraterin und Koordinatorin für Ethik im Gesundheitswesen.
Dr. phil. Carolin Schwegler ist Postdoc zur Habilitation in Germanistischer Linguistik am Institut für Germanistik der Universität Koblenz-Landau und Research Fellow am Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) der Universität zu Köln. Sie studierte Germanistik und Philosophie an der Universität Heidelberg und wurde dort 2018 mit einer diskurslinguistischen Arbeit zur Argumentationsanalyse mit summa cum laude promoviert. Ihre thematischen Forschungsschwerpunkte sind Sprache und Medizin (u.a. Prädiktion, psychische und neurodegenerative Erkrankungen und chronische Schmerzen) sowie Sprache und Nachhaltigkeit/Klimawandel. Sie ist Teilprojektleiterin im interdisziplinären trinationalen Era-Net-Neuron Verbundprojekt Pre TAD (Barcelona, Genf, Köln) in dem sie einen kulturwissenschaftlich-linguistischen Ansatz zur Analyse kommunikativer Praktiken der prädiktiven Medizin verfolgt. Im Rahmen ihrer kulturlinguistischen Perspektive arbeitet sie diskurs- und textbezogen sowie konversationsanalytisch und versteht sich als angewandte Linguistin.
Prof. Dr. Christiane Woopen ist Professorin für Ethik und Theorie der Medizin an der Universität zu Köln und dort Direktorin des interfakultären Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres). Neben der Leitung von nationalen und internationalen Forschungsprojekten engagiert sie sich im Bereich der Politikberatung u. a. als Vorsitzende des Deutschen Ethikrates (2012–2016), als Präsidentin des Global Summit der Nationalen Ethikräte (2014–2016), bis 2017 als Mitglied des Internationalen Bioethikausschusses der UNESCO, 2018–2019 als Co-Sprecherin der Datenethikkommission der Bundesregierung sowie von 2017 bis 2021 als Vorsitzende des Europäischen Ethikrates (EGE). Woopen ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und Mitglied mehrerer Akademien der Wissenschaften (NRW, BBAW, Academia Europaea).