Die gigantische Explosion, die am 30. Juni 1908 weite Teile der sibirischen Tunguska-Region verwüstete, ist eine der verheerendsten Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Ihre Zerstörungskraft lässt sich jedoch nicht in Zahlen ausdrücken. Das katastrophische Potenzial des Tunguska-Ereignisses liegt vielmehr in seiner beharrlichen Rätselhaftigkeit. Das Fehlen einer haltbaren Erklärung erschüttert die moderne Wissensproduktion in ihren Grundfesten.
Solvejg Nitzkes Analyse des Tunguska-Diskurses, der wissenschaftliche, parawissenschaftliche und literarische Texte umfasst, zeigt nicht nur die Grenzen zentraler Programme der Moderne auf, sondern öffnet nicht zuletzt auch den Blick für die Möglichkeiten kulturwissenschaftlicher Forschung.
Sobre o autor
Solvejg Nitzke (Dr. phil.), geb. 1985, ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und vertritt derzeit die Professur für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Sie erforscht prekäre Naturen in der populären Literatur und Kultur des 19. Jahrhundert, Klima und Katastrophen, Science- Fiction und Verschwörungsnarrative. Von 2021 bis 2023 leitete sie das von der Fritz- Thyssen-Stiftung geförderte Projekt »Fremde Verwandtschaft. Eine Kulturpoetik der Bäume«, das untersucht, wie Menschen und Bäume durch das Erzählen neu in Beziehung gebracht werden. Publikationen (Auswahl): »Arboreale Poetik, oder: Mit Bäumen erzählen«, in: Stephanie Heimgarter/Solvejg Nitzke/Simone Sauer Kretschmer (Hg.): Baum und Text, Berlin: Bachmann 2020, S. 165-196; Arboreal Imaginaries, Hg. Mit Helga Braunbeck, Special Issue. Green Letters 4 (2021). Kontaktszenen, Hg. Mit Lars Koch und Niels Werber, Sonderheft. Lili, 3 (2022).