Victor, ein junger Arzt, begibt sich auf die Reise, der von seinem Vater geschiedenen Mutter näherzukommen. Sie wurde während der Ehe psychisch krank, worauf der Vater ihn und seinen Bruder in eine neue Familie mitnahm und der Kontakt zu ihr abbrach. Das diffuse Bild seiner Mutter hatte sich nie aufgeklart. Durch die Nachkriegsjahrzehnte zieht sich ein Familientrauma, das wie Mehltau an ihr haftet. Aus einer von Victor rekonstruierten Entwicklung der Mutter in ihre Erkrankung hinein versucht er nun, seine eigene Entwicklung und sein Unbehagen zu rekonstruieren. Auch seine Reise auf einen anderen Kontinent macht ihm deutlich, was zerbrochen wird, wenn Menschen fallen gelassen werden. War sie an ihrem Schicksal schuld? War ihr Weg in die Krankheit unumgänglich? Alles bleibt im Unklaren. Aber auch die Sprache spiegelt das Verwirrende der Entwicklungen wider. Es gibt Entleihungen aus depressivem und paranoidem Denken, und greifbar ist kaum etwas. Verschiedene Schreibstile wechseln sich ab. Die Welt ist nicht kohärent. Auf der Suche nach Herkunft und Sinn lernt Victor ein wenig, wer er selbst ist. Das Eis zwischen Normalität und Wahn aber ist dünn, und auch sein Leben hätte ganz anders werden können.
Sobre o autor
Stefan Weinmann lebt in Berlin. Er ist Arzt und arbeitet in der Entwicklungszusammenarbeit.