Die Frage, ob der Mensch nun einen autonomen freien W- len hat oder nicht, ist seit Jahrhunderten ein zentraler D- kussionspunkt zwischen Geistes- und Naturwissenschaft. Allerdings: Wenn ich Bekannte frage, sind sie ohne Ausnahme von der Freiheit ihres Willens überzeugt. Ist der Widerspruch gegen dieses allgemeine Votum nur eine Spitz ndigkeit der Neurowissenschaft? Oder gar ein Fehlschluss? Mich hat die Frage als Student gelegentlich beschäftigt. – mals machte mein Vater mit mir meist am Sonntagnachm- tag einen langen Waldspaziergang. Ausführlich p egten wir Probleme, die in der Woche aufgefallen waren, zu diskutieren, und so auch dieses. Mein Vater, der neben Zoologie außerdem Philosophie studiert hatte, verteidigte eine metaphysische Sphäre im Menschen. Ich argumentierte aus der Warte des Medizinstudenten wohl etwas hart, wenn ich dem gegenüber den Menschen samt seinem Denken und Fühlen als das a- schließliche Produkt der Evolution sah. Später in meinem Beruf als Chirurg blieb ich einfach dabei, die mechanistische Theorie von der Funktionsweise der – neren Organe, mit denen ich es zu tun hatte, auf den ganzen Menschen und damit auf alle Hirnfunktionen auszudehnen.
Tabela de Conteúdo
Argumente für und gegen den freien Willen.- Hintergründe: Gedanken und Freiheit.- Das Gehirn verarbeitet „Ursachen“.- Individuelle Eingriffe in die Ursachenabfolge.- Begründungen für das Gefühl eines freien Willens.- Das informierte Bewusstsein und der eigene Wille.- Ethik und Verantwortung.- Konsequenzen: Schuld und Strafe.
Sobre o autor
Prof. Dr. med. Wolfgang Seidel war bis zu seiner Emeritierung Chefarzt für Allgemeinchirurgie am Lehrkrankenhaus der Universität Tübingen in Sindelfingen. Er habilitierte 1967 in München mit einer Arbeit über künstliche Herzklappen. Später arbeitete und forschte er als Oberarzt und Vertreter des Klinkleiters an der Chirurgischen Universitätsklinik in Marburg. Insgesamt veröffentlichte er mehr als 100 wissenschaftliche Arbeiten sowie die Spektrum-Sachbücher Emotionale Kompetenz und Emotionspsychologie im Krankenhaus.