philosophie, Ökonomie und Politik sind die drei wichtigsten Koordinaten, welche das Werk von Karl Marx markieren. Diese Begriffe stellen aber nicht etwa thematische Rubriken oder Disziplinenunterscheidungen dar, sondern bilden theoretische Kategorien, die zueinander in einem Negations- oder Kontestationsverhältnis stehen. Den im vorliegenden Band versammelten Texten geht es um eine systematische Reflexion dieser drei Begriffe und ihres Verhältnisses zueinander vor dem Hintergrund aktueller sozialer und politischer Entwicklungen. Die Texte bieten einen Überblick über Disparität und Spannbreite von Ansätzen und Überlegungen, die sich heute auf Marx beziehen: von Arbeiten über aristotelische, hegelsche oder fouriersche Einflüsse in Marx‘ Arbeiten über Bezüge zur Neoklassik oder analytischen Philosophie bis hin zu postkolonialen und feministischen Theorien. Auch sie stehen zueinander in ebenso einem Konkurrenz- wie in einem Komplementärverhältnis, denn sie widersprechen einander zwar, verweisen so aber auch einander auf blinde Flecken oder Problemfelder. Gemeinsam ist ihnen allerdings eine Unzufriedenheit mit den Beschränkungen der Vorherrschaft des politischen Liberalismus, mit welchem sich nach Eindruck der Beitragenden weder die Pathologien den gegenwärtigen Gesellschaftsformation, noch eine fruchtbare politische Perspektive zu deren Veränderung gewinnen lässt.
Table of Content
Rahel Jaeggi, Daniel Loick: Gesellschaftskritik nach Marx. Zur Einleitung 1. PHILOSOPHIE Tilman Reitz: Marx als Anti-Philosoph Andreas Arndt: „…unbedingt das letzte Wort aller Philosophie“. Marx und die Hegelsche Dialektik Franck Fischbach: Marx zwischen politischer und sozialer Philosophie Lukas Kübler: Der Entfremdungsbegriff beim frühen Marx im Lichte seines Begriffs des Gattungswesens Georg Lohmann: Marxens Kapitalismuskritik als Kritik an menschenunwürdigen Verhältnissen Marco Iorio: Veränderung, Verdinglichung, Entfremdung. Über Marxens verhegelt-verhagelte Ontologie Hans-Christoph Schmidt am Busch: „Das Ei des Kolumbus“? Über den grundlegenden – und problematischen – Einfluss Fouriers auf das Marxsche Denken 2. ÖKONOMIE Matthias Bohlender: Marx, ein Exzerpt und der „falsche Bruder“. Zu einer Genealogie der „Kritik der politischen Ökonomie“ Michael Heinrich: Von den ‚kanonischen‘ Texten zu Marx‘ ungeschriebenem Kapital Tim Henning: Entfremdung und ökonomische Rationalität Christoph Henning: Reicht Anerkennung? Über Mucken der Marxschen Marktkritik Russell Keat: Die ethische Kritik ökonomischer Institutionen Terrell Carver: Marx and Gender Manuela Boatca: The Manu Non-Wests. Marx’s Global Modernity and the Coloniality of Labor Christine Löw: The financialization of the globe and subaltern1 women in the Third World – what a postcolonial-feminist perspective can teach us about recent globalization processes 3. POLITIK Hanna Meißner: … Es kommt darauf an, sie zu verändern: Gesellschaftstheorie als epistem-onto-logischer Einsatz Rosemary Hennessy: Für eine politische Wertigkeit des Affekts. Marxistisch-feministische Notizen Esra Erdem, Katherine Gibson, Ceren Özselçuk: Thinking with Marx for a Feminist Postcapitalist Politics Emmanuel Renault: Marxism, Politics, and Social Experience
About the author
Rahel Jäggi, Humboldt-Universität Berlin; Daniel Loick, Goethe-Universität Frankfurt a.M.