Erstmals größere Verbreitung als Druckwerke finden Nachrufe im deutschsprachigen Raum mit dem Ableben zentraler Gestalten der Reformation. Im Folgenden bildet sich ein großes Spektrum an öffentlichen Reaktionen auf Trauerfälle aus, das von der Todesmeldung über die Leichenpredigt, das Epicedium und die nekrologische Ekloge bis hin zum Totengespräch reicht. Die unterschiedlichen Spielarten des Nachrufs passen sich immer wieder neuen sozialen, kulturellen, ideologischen und medialen Herausforderungen an. Auch greifen stets die traditionellen, von der Funeralrhetorik vorgegebenen Formen der Verbeugung vor einem Hingeschiedenen und aktuelle Gestaltungsinnovationen ineinander. Dabei ist die Gattung nicht bloß ein Forum für das Lob von Verstorbenen, sondern steht durchgängig im Dienste aller erdenklichen theologischen, politischen und ästhetischen Interessen. Die Ansicht, dass der Nachruf in der Regel der Maxime De mortuis nil nisi bene gehorche, erweist sich als Vorurteil. Tatsächlich ist die mittels unterschiedlicher Strategien ‘zwischen den Zeilen’ versteckte Kritik am Toten ein konstitutiver Bestandteil der Texte. Nachrufe auf Schriftsteller schließlich (alle erhaltenen Nachrufe auf 16 exemplarische Schriftsteller werden in der Studie analysiert) weisen ein besonders hohes Maß an Selbstreflexivität auf und sind signifikante Zeugnisse für die Geschichte von Autorschaftskonzepten.
Ralf Georg Bogner
Der Autor im Nachruf [PDF ebook]
Formen und Funktionen der literarischen Memorialkultur von der Reformation bis zum Vormärz
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Language German ● Format PDF ● Pages 472 ● ISBN 9783110932683 ● File size 15.3 MB ● Publisher De Gruyter ● City Tübingen ● Published 2012 ● Edition 1 ● Downloadable 24 months ● Currency EUR ● ID 6300141 ● Copy protection Adobe DRM
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