Die Tore des idjtihãd, Raum der offenen Wertung im Islam, wurden vor annähernd 1000 Jahren von politischen und religiösen Mächten geschlossen. Damit war der freimütige Diskurs über die Religion und den Koran unterbunden. Dogmen und Mythen prägen seither den Glauben der Muslime, abweichende Vorstellungen werden gewöhnlich unduldsam zurückgewiesen.
Gottes Worte im Koran, Vers um Vers gelesen und in ihren inneren Zusammenhängen durchleuchtet, entwerfen jedoch ein schockierend anderes Bild von Gott, der Schöpfung und dem Jenseits als jenes, das den Muslimen als selbstverständlich und ewig gewiss gilt. So erhofften Märtyrer und Rechtgläubige vergebens die Beglückungen des Paradieses.
Was erwartet Gott wirklich vom Menschen? In seinen Widersprüchen birgt der Koran eine große Erzählung, die uns, was ist und was wird, auf eine eigene, faszinierende Weise verstehen lässt.
About the author
Der Autor ist Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler und hat an der philosophischen Fakultät der Universität Hamburg promoviert. Seit Langem beschäftigt er sich mit der Entwicklung von Gesellschaften. Vor einigen Jahren wandte er sich dem Koran zu und hat sich seitdem intensiv mit dem Buch auseinandergesetzt.