‘Neunundachtzig. Ich habe immer eine Weile gebraucht, um den Leuten den Titel dieses Buches zu erklären. Die Zahl berührt die beiden wichtigsten journalistischen Ereignisse meines Lebens. Den Untergang der DDR und den Angriff auf New York.
89 ist das Jahr in dem die Mauer fiel und 89 ist die Nummer der Etage des World Trade Centers, deren Schicksal ich beschreibe. Beim ersten war ich noch kein Reporter, beim zweiten wollte ich für einen Moment keiner mehr sein. Einmal schien ich ganz dicht dran zu sein, einmal ganz weit weg. Aber letztlich gab es kaum einen Unterschied. Ich mußte nirgendwo hinfahren, ich war schon da. Beide Male stolperte ich ein paar Augenblicke durch den Sturm, bevor ich mich auf den sicheren Boden des Beobachters rettete.
Ich bin Reporter. Ich mache keine Geschichte, ich hänge mich immer nur ran. Ich lebe von Helden, so kann ich alt werden. Für die Helden aber ist das schwerer. Die Menschen rennen weiter, es gibt soviel zu tun.’
Alexander Osang
Despre autor
Alexander Osang, geboren 1962 in Berlin, studierte in Leipzig und arbeitete nach der Wende als Chefreporter der Berliner Zeitung. Seit 1999 berichtet er als Reporter für den Spiegel, acht Jahre lang aus New York, und bis 2020 aus Tel Aviv. Für seine Reportagen erhielt er mehrfach den Egon-Erwin-Kisch-Preis und den Theodor-Wolff-Preis. Er lebt heute mit seiner Familie in Berlin.Sein Roman ‘Fast hell’ (Aufbau Verlag, 2021), stand mehrere Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste. Sein Erzählungsband »Winterschwimmer« ist als Aufbau Taschenbuch lieferbar. Seit 30 Jahren erscheint sein essayistisches Werk im Ch. Links Verlag. Zuletzt erschien dort »Das letzte Einhorn. Menschen eines Jahrzehnts«.