Das Erbe des Ersten Weltkriegs ließ eine Vielfalt an erinnerungskulturellen Ausprägungen entstehen. In Zentraleuropa blieben diese in ihrer Intensität allerdings stets weit hinter jener Gedenkkultur zurück, die der »Große Krieg« in den westlichen Siegerstaaten hervorbrachte. Die hier veröffentlichten Beiträge beleuchten unterschiedliche Aspekte dieser vernachlässigten Geschichte: Sie beschäftigen sich mit den Erinnerungskulturen des Ersten Weltkriegs in der Zwischenkriegszeit, sind neueren Forschungsperspektiven verpflichtet und konzentrieren sich in räumlicher Hinsicht auf vormals habsburgische Territorien und deren Nachbarstaaten. Im Zentrum der Fallstudien steht das Spannungsfeld zwischen öffentlichen und privaten Kriegsdeutungen sowie jenen alternativen Erinnerungsbildern und Gedächtniskonstruktionen, die aufgrund der Konzentration auf die in der Forschung bislang dominante materielle Kriegserinnerungskultur unterbelichtet geblieben sind.
Despre autor
Oswald Überegger ist Professor für Zeitgeschichte und Inhaber einer Stiftungsprofessur für Regionalgeschichte an der Freien Universität Bozen, wo er auch das Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte leitet.