Über die Kriegschronik Christian Lehmanns schreibt der Sohn Johann Christian 1703: „Hierin sind alle kriegerischen Ereignisse, soweit sie das Erzgebirge betreffen, von den ältesten Zeiten bis zum Osnabrücker Friedensschlusse bearbeitet und vollständig dargestellt worden. Es ist ein ganzer Band mit Abbildungen (leider verloren), worin vor allem das Elend des 30-jährigen Krieges in diesem Gebirge anschaulich geschildert wird.“ Zuerst hat Magister Christian Lehmann den zweiten Teil des Werkes geschrieben. Es mag dies um 1660 geschehen sein. Die beiden anderen Teile sind erst später entstanden, doch so, dass Teil III sich zeitlich bald (zwischen 1661 und 1664) an Teil II angeschlossen hat. Der Schrift nach und einigen Angaben nach fallen sie in Lehmanns Greisenjahre, vor allem macht sich hier das Jahr 1681 bemerkbar. Wir dürfen also sagen, dass Lehmann die Kriegschronik zwischen 1660 und 1681 niedergeschrieben hat, und zwar in der Reihenfolge Teil II, III und I. Der wertvollste Bestandteil der Schrift ist die Schilderung der Kriegsjahre 1632-48 (Teil II). Hier kommt Magister Christian Lehmann als Zeitgenosse und als Ohren- und Augenzeuge (testis oculatus ipse, wie er sagt) in Betracht, und so liegt über diesen Zeilen überall der Reiz des Mit- und Selbsterlebten. Gerade die Kriegschronik rechtfertigt das Urteil, welches Poeschel über Lehmanns gesamte Schriften fällt: „Sie sind durch ihren Inhalt sowie durch die gewandte und dabei echt volkstümliche Darstellung desselben dazu berufen, die Grundlage einer vaterländischen Hausbibliothek für das Erzgebirge zu bilden, welche dem Laien Belehrung und Unterhaltung, dem Gelehrten vielfache Anregung zu selbständigem Forschen bieten würde.“
nach Dr. Bönhoff
Despre autor
Christian Lehmann (11.11.1611 – 11.12.1688)
wurde am 11. November 1611 in Königswalde als Sohn des dortigen Pfarrers geboren.
Vier Jahre nach Beginn des 30jährigen Krieges trat Christian Lehmann in einen neuen Lebensabschnitt. Sein Bildungsweg führte ihn von 1622 bis 1625 an die Fürstenschule „St. Afra“ in Meißen, dann nach Halle – dort tobte die Pest – und dann nach Guben in die Niederlausitz. Hier beginnt er, ein Tagebuch zu führen. Diese Aufzeichnungen wird er später in seinen Werken benutzen. Die Kriegshandlungen zwangen ihn jedoch, in Stettin Zuflucht zu suchen. Vermutlich war es auch der Krieg, der verhinderte, daß er seine Studien mit der Magisterwürde abschließen konnte. Jedoch ist es durchaus gerechtfertigt, wenn er auf Grund seiner späteren Verdienste als „Magister Lehmann“ geehrt wird.
Bevor er ins Erzgebirge zurückkehrte, trat er in Loeckenitz (ehemals Pommern) eine Stelle als Hauslehrer an.
Die Ermordung des Hilfsgeistlichen seines Vaters durch Soldaten führte zur Berufung Lehmanns nach Elterlein. 1633 übernahm er dort das Amt des Getöteten.
1635 heiratete er Euphrosyne Kreusel, mit der er 1638 nach Scheibenberg ging, um die frei gewordene Pfarrstelle zu übernehmen.
Hier sollte er über 50 Jahre seines Lebens verbringen. Hier entfaltete er neben seinen Amtsgeschäften auch eine rege schriftstellerische Tätigkeit (u. a. erwähnt seien der Historische Schauplatz und die Scheibenberger Chronik). Seine Werke umfassen nahezu alle Wissensgebiete seiner Zeit und versetzen uns in die glückliche Lage, ein sehr lebendiges Bild vom Leben und Denken der Menschen des Erzgebirges zu erhalten.
Am 11. Dezember 1688 starb Christian Lehmann im Alter von 77 Jahren als einer der ersten und bedeutendsten Chronisten des Erzgebirges. Als Chronist des 30jährigen Krieges im Erzgebirge kann er ohne Übertreibung als der bedeutendste bezeichnet werden.
Dies ergab sich für einen berufenen Chronisten, wie Christian Lehmann einer war, zwangsläufig, wurde doch ein wesentlicher Teil seines Lebens von diesem Krieg geprägt. Besonders anschaulich kommt das in seiner Kriegschronik zum Ausdruck, die hier in der Böhnhoffschen Fassung von 1916 wieder aufgelegt ist.
Doch nicht nur als Chronist zeigte Lehmann seine außerordentliche Begabung und seine menschliche Größe. Auch als Pfarrer ging er nicht den einfachen, bequemen Weg, sondern stand wie ein Fels zu seinen Scheibenbergern. (Ch. Lehmann – Leben und Werk, 1988).