Infolge der gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Veränderungen seit der »neoliberalen Wende« ab den 1970er und 1980er Jahren wandeln sich soziale und individuelle Verletzbarkeiten in besonderer Weise. Der Begriff der Verletzungspotenziale verweist in diesem Kontext auf Gefährdungen, Risiken und Krisen, aber auch auf den machtförmigen Zugriff auf vulnerable Dynamiken.
Die Autor*innen des interdisziplinär angelegten Bandes zeigen, inwiefern es sich bei Vulnerabilität um ein sozial konstitutives, kontextabhängiges und sich stets ausdifferenzierendes Phänomen handelt: In psychoanalytischer, bildungs-, geschlechter- und gesellschaftstheoretischer Perspektive wird dabei deutlich, wie tief moderne Gesellschaften von Optimierung als Subjektivierungsform und Vergesellschaftungsmodus geprägt sind und welche Vulnerabilitäten dadurch entstehen oder verstärkt werden.
Mit Beiträgen von Daniel Burghardt, Markus Dederich, Ramona Franz, Benigna Gerisch, Günter Gödde, Stefanie Hürtgen, Vera King, Moritz Krebs, Aaron Lahl, Katharina Lux, Benedikt Salfeld, Matthias Steffel, Hans-Jürgen Wirth und Jörg Zirfas
Cuprins
Verletzungspotenziale. Über Optimierung und Vulnerabilität in der Gegenwart – ein Vorwort
Daniel Burghardt & Moritz Krebs
Das neue Bewusstsein der Verletzlichkeit
Hans-Jürgen Wirth
Kritik der Verletzbarkeit. Versuch über eine Kritische Theorie der Vulnerabilität
Daniel Burghardt
Kritik der Optimierung. Versuch über die politische Ökonomie der Zeitlichkeit
Moritz Krebs
Unsicherheit, Angst und Risiko. Zur humanwissenschaftlichen und pädagogischen Formierung von Vulnerabilität
Markus Dederich & Jörg Zirfas
Vulnerabilität und Rationalisierung. Über reflexive Verstrickungen im beschädigten Leben
Matthias Steffel
Glokale Produktion, Dauerkrise in der Arbeitswelt und strukturell erschöpfte Subjekte
Stefanie Hürtgen
Das Leid der Sprachlosigkeit. Versöhnung und Unversöhnlichkeit in der feministischen Kritik der neuen Frauenbewegung
Katharina Lux
Selbstoptimierung oder Selbstsorge? Fallbeispiele aus psychodynamischer Sicht
Günter Gödde
Zwischen vulnerabler Empfänglichkeit und vermeidender Abgrenzung. Eine psychoanalytische Untersuchung der psychischen Verarbeitung von Selftracking bei Frauen mit Bulimie
Ramona Franz, Benigna Gerisch, Vera King & Benedikt Salfeld
Männliches, Allzumännliches. Fallrekonstruktion zur psychischen Bedeutung von »No Fap«
Aaron Lahl