Am Vorabend des Ersten Weltkriegs galt Brasilien als eines der eisenreichsten Länder der Erde. Damit verbunden war die Wahrnehmung des Landes als strategischer Rohstofflieferant, aber auch als Großmacht der Zukunft. Doch wie kam es zu der Assoziation von Eisenreichtum und Macht? Und wie entstand überhaupt das Wissen über Natur, auf dem derartige Vorstellungen basierten? Georg Fischer untersucht den Bedeutungswandel des Eisens im Kontext der Globalisierung von wissenschaftlichen Praktiken, Industrialisierungsvisionen, materiellen Knappheitsängsten und der wachsenden Bedeutung technischer Experten in staatlichen Institutionen und transnationalen Investorennetzwerken.
Globalgeschichte: Herausgegeben von Sebastian Conrad, Andreas Eckert und Margrit Pernau
Cuprins
Inhalt
1.Einleitung: Die Globalisierung des Wissens über Natur7
1.1.Das brasilianische Eisenzeitalter7
1.2.Geschichtsschreibung und stumme Materie15
1.3.Stoffe, die nicht ‘einfach da’ sind18
1.4.Globale Wissenschaftsgeschichte, Wissensgeschichte und Expertentum21
1.5.Vorschau: Verwobene Maßstabsebenen34
2.Internationale Geologie zwischen Wissenschaft und Anwendung39
2.1.Eisen und Stahl als Symbole der Moderne45
2.2.Industrialisierung und Rohstoffnachfrage47
2.3.Die Internationalisierung der Geologie52
2.4.Die Globalisierung der praktischen Geologie63
2.5.Globale Rohstoffinventur: Der Stockholmer Eisenerzbericht84
2.6.Fazit93
3.Geologie, Staat und Wirtschaft in Brasilien, 1876-191498
3.1.Region, Nation und Wirtschaftspolitik im späten Kaiserreich und in der frühen Republik101
3.2.Die Ingenieurs- und Bergbauschulen105
3.3.Die ersten geographischen und geologischen Kommissionen110
3.4.Internationale Ausstellungen122
3.5.Expertenwissen und Bergrecht128
3.6.Kritik des ‘pedantischen Szientismus’134
3.7.Eisenerz und internationale Öffentlichkeit140
3.8.Nationales Expertentum und brasilianische Industriepolitik145
3.9.Fazit163
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4.Transatlantische Wissenszirkulationen: Investoren, Expertise und der Staat, 1910-1914165
4.1.Netzwerkbildung: Barings und die Brazilian Iron and Steel171
4.2.Netzwerkkonsolidierung: Expertenhabitus, Referenzen und Repräsentation178
4.3.Netzwerkverknüpfung: Expertenwissen und die Artikulation britisch-amerikanischer Geschäftsinteressen190
4.4.Eisennarrative: Cecil Baring in Brasilien212
4.5.Fazit225
5.Verselbstständigung des Expertentums im Gelände: Der Eisenwettlauf in Minas Gerais, 1908-1914228
5.1.Aggressive Amateure233
5.2.Autonome Agenten238
5.3.Konkurrierende Sachwalter248
5.4.Übersetzungsprobleme: Die Wisconsin-Schule zwischen Wissenschaft, Markt und Staat261
5.5.Die brasilianische Wahrnehmung ausländischer Prospektoren273
5.6.Fazit276
6.Schluss: Globalgeschichte des Industrialisierungswissens280
Abkürzungsverzeichnis292
Quellen und Literatur293
Dank327
Despre autor
Georg Fischer, Dr. phil., ist Assistant Professor für Brasilienstudien am Institut für Globale Studien an der Universität Aarhus.