Gute, professionelle Soziale Arbeit des ASD ist eine sozialräumlich und lebensweltlich orientierte Arbeit. Zu betonen, dass sie immer auch vielfaltsund migrationssensible, interkulturelle Arbeit sein muss, heißt daran zu erinnern, dass zu den vertrauten beruflichen Kompetenzen, Methoden und Standards neue, mit Vielfalt reflexiv verfahrende Kompetenzen hinzukommen. Kompetenz in dem Verständnis, Menschen zu befähigen, ‘Wesenszusammenhänge der heutigen Welt zu erkennen und die bestehende Wirklichkeit unter dem Gesichtspunkt ihrer notwendigen Umgestaltung der praktischen Kritik zu unterziehen’ (Negt 1994, 283, zitiert nach Fischer 2011, 337). Zugangshindernisse zu den Angeboten der sozialen Dienste sind oft auch kulturell geprägt. Sich damit und den eigenen Prägungen, Vorurteilen und Grenzen selbstreflexiv auseinanderzusetzen, bedeutet, Ausgrenzungen durch Diskriminierung und Rassismus zu verhindern, zur Gleichbehandlung beizutragen und soziale Gerechtigkeit verwirklichen zu helfen. Kulturelle Vielfalt prägt die Soziale Arbeit und ist entsprechend konzeptionell, methodisch oder auch strukturell zu berücksichtigen. Eine ‘gute’ Soziale Arbeit würde die Aspekte von Vielfalt ganz selbstverständlich im Arbeitsalltag aufnehmen (und somit diesen Beitrag überflüssig machen). Das ist bisher noch eher die Ausnahme. Das belegen selbst jüngere Veröffentlichungen zu den Aufgaben des Allgemeinen Sozialdienstes (ISS 2011; Gissel-Palkovich 2011a), in älteren Darstellungen aus den 1990er Jahren ist interkulturelle Arbeit ohnehin noch kein Thema. Querschnittsaufgaben wie Gender Mainstreaming, Interkulturelle Öffnung oder die Inklusion von Menschen mit Handicaps kommen fast nicht vor. Es soll deshalb im Folgenden dargelegt werden, wie sehr Vielfalt zu einer Herausforderung für die Soziale Arbeit und damit für Methoden und Strukturen auch des ASD geworden ist. Ausgehend von seiner Funktion als zentraler Erfolgsfaktor für das Gelingen sozialer Hilfen wird zunächst ein Perspektivenwechsel im Umgang mit Vielfalt skizziert. Nach einer kurzen Darstellung der Situation von Familien mit Migrationsgeschichte und deren kultureller Transformation im Integrationsprozess wird das Thema der interkulturellen Orientierung und Öffnung entfaltet, das als neues Paradigma Veränderungen des ASD als Organisation erfordert. Abschließend sollen noch beispielhaft Konsequenzen für die Praxis aufgezeigt und an einzelnen Schlüsselprozessen und Standards die neuen Qualitäten eines interkulturell orientierten Sozialen Dienstes verdeutlicht werden.
Despre autor
Schröer, Hubertus, Dr. jur., Jhrg. 1945; Geschäftsführer des Instituts Interkulturelle Qualitätsentwicklung München; [email protected]