Ein junger Mann hustet kanariengelben Schleim ab, spuckt Blut und führt sein Leben trotzdem weiter, als wäre nichts. Er trinkt, raucht, erforscht seine Sexualität, rebelliert gegen seine Eltern und die ganze Gesellschaft. Derweil verschlechtert sich sein Gesundheitszustand zusehends und setzt ihm hart zu – aus dieser fatalen Erfahrung heraus beginnt er, einen Roman darüber zu schreiben. Die finanzielle Abhängigkeit von seiner Familie quält ihn, also löst er sich, geht zum Studium nach Rom und versucht, dort als Korrespondent seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch die Krankheit lässt sich nicht abschütteln: In seinem Hals entwickelt sich ein tödliches Geschwür.
»Austrocknen« ist Janko Polić Kamovs einziger Roman. Posthum veröffentlicht, beschreibt er – poetisch in alle Richtungen überschießend – die Freuden und die Dämonen eines jungen Mannes, der aufbricht, seinen Platz im Leben zu suchen, aber feststellen muss, dass die Welt nicht auf ihn gewartet hat. Kaum verhüllt autobiografisch erzählt Kamov von Rauscherfahrungen, sexuellem Erwachen, politischer und künstlerischer Bewusstwerdung und dem Aufbegehren gegen die erdrückende kleinbürgerliche Herkunft. Seine furiose Mitschrift aller Gefühlsregungen und Einfälle des getriebenen Protagonisten gewährt tiefe Einblicke in dessen aufgewühlte und sprunghafte Innenwelt. Brigitte Döberts Übersetzung kostet die Erzählfülle aus und verleiht dem Roman eine prachtvolle Sprache, mit der die Jugend, aber auch der Verfall und die Weltverachtung in glänzenden Bildern beschworen und gefeiert werden und die ihn zu einem Ereignis werden lässt.
Despre autor
Janko Polić Kamov (1886–1910) wurde in Sušak, Rijeka, in Kroatien geboren. In seinen Gedichten, Erzählungen, Romanen, Theaterstücken und Feuilletons schrieb er gegen die Heuchelei und die Konventionen seiner Zeitgenossen an. Sein Hauptwerk, der rebellische, subjektive Roman »Austrocknen«, gilt als wichtigstes Prosawerk der kroatischen Avantgarde und wurde lange nach seinem Tod erst 1956 publiziert. Kamov flog wegen Undiszipliniertheit von der Schule und bereiste ab 1904 mit einer Schauspieltruppe Dalmatien und Montenegro. Später lebte er in Agram (Zagreb) als Schriftsteller und Journalist, beeinflusst von Baudelaire und den italienischen Futuristen. Kamov, der eigentlich nur Janko Polić hieß, wählte den Beinamen Kamov nach der Figur Ham (oder Kam) aus dem Alten Testament, der seinen Vater Noah nackt sah, aber dessen Nacktheit nicht bedeckte, weshalb dieser seine Nachkommen mit einem Fluch belegte. Der rastlose Kamov ebnete mit seinem Grenzen sprengenden Werk den Weg für spätere wichtige kroatische Autoren wie Miroslav Krleža und Antun Branko Šimić; bereits mit 23 Jahren starb er in Barcelona im Hospital de la Santa Creu.