Franz Fühmann (1922-1984) schrieb grandiose Prosa und Essays. Stets werden seine Texte zitiert, wenn es um die Nachkriegsliteratur und ihre Auseinandersetzung mit Krieg und Faschismus, um den ‘Bitterfelder Weg’, die Rezeption von Romantik, Expressionismus und Mythos sowie die kulturpoltischen Auseinandersetzungen des Kalten Krieges und den ‘Literaturstreit’ um Stasi, Staat und Dichter geht.
Dennoch zählt Fühmann zu den kaum Bekannten unter den großen deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts. Das hat verschiedene Gründe: eine vertrackte, doch kaum schlagzeilentaugliche Biografie, poetologische Brüche, Abbrüche und Umbrüche – vor allem aber: es gibt keinen Roman. Das Doppelheft lotet zahlreiche Facetten seines umfangreichen Werks aus, in einzelnen Analysen und in sehr individuellen Antworten von Schriftstellern auf die Frage ‘Warum Fühmann lesen?’ – als Einladung zur Lektüre sowohl dieses Bandes als auch der Werke Franz Fühmanns.
Cuprins
– Warum Fühmann lesen? Eine Umfrage.
Marcel Beyer, Christoph Hein, Wolfgang Hegewald, Ingo Schulze, Kathrin Schmidt, Peter Härtling, Uwe Kolbe
– Jürgen Krätzer: ‘… das Stocken des Widerspruchs treibt Monstren heraus’
– Christian Lehnert: ‘… aus Kot geschaffen und Gott gleich im Erkennen
von Gut und Böse -: das also hieß Menschsein’. Franz Fühmanns Zugänge zur Bibel
– Brigitte Krüger: Der Traum vom ‘Buch der Träume’. Franz Fühmanns Traumkonzept
– Klaus Rek: Eine Wahlverwandtschaft. Franz Fühmann und seine Rezeption
E. T. A. Hoffmanns
– Werner Nell: Selbstporträt als fremder Mann. Franz Fühmanns ‘Zweiundzwanzig Tage’. Befremdung als Selbsterkundung – Schreiben
als Übersetzen
– György Dalos: Heimisch in der dritten Sprache. Franz Fühmann und die ungarische Lyrik
– Franz Fühmann: Kleine Praxis des Übersetzens unter ungünstigen Umständen
– Andrea Jäger: ‘War denn mein Schreiben überhaupt Arbeit?’. Franz Fühmanns
Sinnsuche in der Arbeitswelt der Werften und Bergwerke
– Martin Straub: Barlach in Güstrow
– Franz Huberth: Emanzipation durch Sprache. Franz Fühmanns späte Ankunft im Gegendiskurs
– Adolf Endler: ‘… und wieso nur ‘n ›Büchlein‹?’
– Matthias Braun: ‘Die Anthologie von den jungen Leuten lässt mich nicht mehr
schlafen’. Der Mentor Franz Fühmann
– Eberhard Sauermann: Fühmanns Trakl-Essay
– Uwe Kolbe: Feuerschlünde oder Der lange Weg zur beinahe vollständigen
Veröffentlichung eines langen Nachworts
– Jürgen Krätzer: Auswahlbibliografie Franz Fühmann
– Notizen
Despre autor
Jürgen Krätzer, geb. 1959; lebt in Taucha bei Leipzig; Studium der Germanistik und Geschichte an der Leipziger Universität, Promotion zu Franz Fühmann; tätig an versch. Kultur-, Hochschul- und Bildungsinstitutionen, Gastprofessuren am Deutschen Literaturinstitut Leipzig (2003, 2012), seit 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Institut der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg. Publikationen in verschiedenen Bereichen, Schwerpunkt Gegenwartsliteratur. Seit 2001 Redakteur, seit 2012 Herausgeber der ‘Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik – die horen’.