Die Untersuchungen von René Spitz zum Hospitalismus haben gezeigt, daß ausreichende Ernährung und Versorgung allein nicht ausreichen: Kinder brauchen für eine gesunde psychische Entwicklung auch Bindungspersonen, die ihre emotionalen Bedürfnisse befriedigen. Vor dem Hintergrund der Bindungstheorie von John Bowlby konnte die Bindungsforschung nachweisen, daß eine Vernachlässigung der frühen emotionalen Bedürfnisse eines Säuglings Schädigungen in der Hirnreifung zur Folge hat.
Diese sind eine Ursache für die Entwicklung von schweren psychopathologischen Auffälligkeiten, die wir auch als Bindungsstörungen diagnostizieren. Wenn die elterlichen Fähigkeiten zur Förderung der emotionalen Entwicklung ihres Kindes nicht ausreichen oder sich schädigend auswirken, wird oft eine Fremdbetreuung des Kindes in einer Pflege- oder Adoptivfamilie erwogen. Dies kann zu neuen, »heilenden« Bindungserfahrungen des Kindes führen.
Die Beiträge erläutern die rechtlichen Zusammenhänge und Fragen wie etwa Besuchskontakte, betreuter Umgang oder Rückführung des Kindes in seine Ursprungsfamilie unter bindungs dyna mischen Gesichtspunkten.
Mit Beiträgen von:
Theodor Hellbrügge, Stephen J. Suomi, Kim A. Bard, Mechthild Papou ek, Michael Rutter, Zdenek Matejcek, Jaróslav turma, Ludwig Salgo, Dana E. Johnson, Miri Keren, Angie Hart, Karl Heinz Brisch.
Cuprins
Vorwort
Einleitung
THEODOR HELLBRÜGGE
Vom Deprivationssyndrom zur Entwicklungs-Rehabilitation
STEPHEN J. SUOMI
Die wechselseitige Beeinflussung zwischen genetischen und Umweltfaktoren formt individuelle Differenzen der Verhaltensentwicklung bei Primaten
KIM A. BARD
Die Entwicklung von Schimpansen, die von Menschen aufgezogen wurden Fähigkeiten der Mütter, Bindung und Bewältigungsverhalten
MECHTHILD PAPOUSEK
Bindungssicherheit und Intersubjektivität.
Gedanken zur Vielfalt vorsprachlicher Kommunikations- und Beziehungserfahrungen
MICHAEL RUTTER
Die psychischen Auswirkungen früher Heimerziehung
DANA E.JOHNSON, Internationales Adoptionsprojekt-Team (IAP)
Zusammenhänge zwischen dem Wachstum von psychisch belasteten Kindern und kognitiver sowie emotionaler Entwicklung
JARÓSLAV STURMA
Deprivationsstudien in der ehemaligen Tschechoslowakei und ihre Folgen für die Familienpolitik
ZDENEK MATEJCEK
Ehemalige Heimkinder in Adoption und Familienpflege Erfahrungen aus der Tschechischen Republik
MIRI KEREN
Wie soll man ein Kleinkind diagnostizieren, das in einem Waisenhaus gelebt hat?
ANGIE HART
Die alltäglichen kleinen Wunder
Bindungsorientierte Therapie zur Förderung der psychischen Widerstandsfähigkeit (Resilienz) von Pflege- und Adoptivkindern
KARL HEINZ BRISCH
Adoption aus der Perspektive der Bindungstheorie und Therapie
LUDWIG SALGO
Das Wohl des Kindes unter den Aspekten gesetzlicher Einflüsse
Adressen der Autoren
Despre autor
Theodor Hellbrügge (1919-2014), Prof. Dr. med., Dr. h.c. mult., em. Professor für Sozialpädiatrie der Ludwig-Maximilians-Universität in München, war ein Pionier und Begründer der Sozialpädiatrie in der modernen Kinderheilkunde und ein bedeutender Kinderarzt.