Der auf eine Tagung von 1998 in Halle zurückgehende Band versucht, das Verhältnis des Christian Thomasius (1655-1733) zu Literatur und Gelehrtenkultur mit Hilfe von Pierre Bourdieus Theorie des ‘literarischen’ bzw. des ‘intellektuellen Feldes’ zu untersuchen. Im Fragehorizont des Feldbegriffs als einer mehr oder weniger expliziten, blicklenkenden Heuristik wird nach dem literarisch-kulturellen Wissen, den ästhetischen und poetologischen Konzepten und Leitbildern und der ‘Ökonomie der Praxis’ des Thomasius als Gelehrter, Satiriker, Kritiker gefragt sowie nach den Impulsen, die er seinerseits der Umgebung mitteilt. Schließlich geht es um die Feldstrukturen selbst, in denen er und seine Bezugsautoren agieren, lokal in Leipzig und Halle sowie überregional über die Printmedien vermittelt.
Cuprins
Inhalt: Herbert Jaumann , Thomasius im literarischen Feld. Einführung. – Eric Achermann , Substanz und Nichts. Überlegungen zu Baltasar Gracián und Christian Thomasius. – Manfred Beetz , Konversationskultur und Gesprächsregie in den »Monatsgesprächen«. – Volker Kapp , Barbon und Tartuffe. Thomasius und die französische Literatur. – Klaus-Gert Lutterbeck , Das >decorum Thomasii< als Faktor sozialer Kohäsion oder: Systematische Strukturen im Denken eines Eklektikers. – Martin Mulsow , Literarisches Feld und philosophisches Feld im Thomasius-Kreis: Einsätze, Verschleierungen, Umbesetzungen. – Dirk Niefanger , Über »Speisen« und »Artzeneyen«. Ansätze einer kulinarischen Literaturtheorie in der Lohenstein-Kritik von Christian Thomasius. – Sandra Pott , »Le Bayle de l’Allemagne«: Christian Thomasius und der europäische Refuge. Konfessionstoleranz in der wechselseitigen Rezeption für ein kritisches Bewahren der Tradition(en). – Merio Scattola / Friedrich Vollhardt , >Historia litteraria< Geschichte und Kritik. Das Projekt der »Cautelen« im literarischen Feld. – Peter Schröder , >Laster< und >Tugend< bei Bernard de Mandeville (1670–1733) und Christian Thomasius (1655–1728). – Winfried Schröder , Quo ruitis? oder: Christian Thomasius und die Risiken der Aufklärung. – Frank Grunert , Bibliographie der Thomasius-Literatur 1998–2001.