Im Ersten Weltkrieg suchten die westlichen Demokratien ihre liberalen Errungenschaften gegen die Mittelmächte zu verteidigen. Der Krieg wurde jedoch zur elementaren Zäsur für das 20. Jahrhundert und wies voraus auf spätere totalitäre Gewaltexzesse. Die Autorinnen und Autoren beleuchten die vielfältigen Verwerfungen im Zeitraum von 1900 bis 1930: die politisch-räumliche und ethnische Neuordnung Europas, die daraus resultierenden gesellschaftlichen Umwälzungen auch über Europas Grenzen hinaus und die Neumodellierung von Identitäten. Denn die Schlachtfelder des ‘Großen Krieges’ gerieten zu Geburtsstätten ‘neuer Menschen’ – von Pazifisten wie emanzipierten Frauen, Bolschewisten wie Faschisten. Man erwartete nichts weniger als eine radikal umgestaltete Gesellschaft und einen historischen Zeitenbruch.
Cuprins
Inhalt
Vorwort 7
Michael Geyer
Von der Lust am Leben zur Arbeit am Tod: Zum Ort des Ersten Weltkriegs in der europäischen Geschichte 11
Michael Geyer
Die Tektonik der Grenzen – Geopolitik 1900 bis 1930 39
Karl Schlögel
Kontinentales Kernland oder maritime Küstenzonen: Zur Geopolitik des Ersten Weltkriegs 67
Hew Strachan
Der verdammte Karst – Mikroräume des Ersten Weltkriegs an der Isonzo-Front 93
Lutz Musner
1914 bis 1918: Eine Entartung des Krieges? 117
Jay Winter
Migration und Vertreibung: Von der Massenmigration zur Zwangsabschiebung 135
Richard Bessel
Verhaltensweisen des Krieges in der Russischen Revolution: Zur moralischen Ökonomie der Gewalt 149
Laura Engelstein
Lebenskonzepte, politische Nationenbildung, Identitäten und Loyalitäten in Österreich-Ungarn und Bosnien-Herzegowina 177
Tamara Scheer
Religiöse Lebenswelten in Krieg und Frieden 199
Patrick J. Houlihan
La grande désillusion – Schmerzdiskurse in Frankreich und Deutschland nach 1914 219
Elisa Primavera-Lévy
Die Nerven und das Phantom der ‘Stahlgestalt’: Ernst Jüngers Kriegserfahrungen 239
Helmut Lethen
Autorinnen und Autoren 255
Despre autor
Michael Geyer ist Professor für Geschichte an der Universität Chicago. Helmut Lethen, Prof. em. Dr. phil., ist Literaturwissenschaftler und Direktor des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften Wien (IFK). Lutz Musner, Dr. habil., ist dort als Forschungsleiter tätig.