Zahlreiche Skandale zeugen davon, dass polizeiliche Folterpraktiken trotz juristischer Verbote und moralischer Ablehnung weiterhin existieren. Besonders der Einsatz der Folter durch die USA nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zeigt, dass die moderne Geschichte der Folter keine Geschichte ihres allmählichen Verschwindens ist.
Die gegenwärtige Praxis der USA knüpft an die verheimlichte Realität der Folter im Zeitraum zwischen 1930 und 1955 im amerikanischen Süden an. Basierend auf bislang weitgehend unerschlossenen Archivbeständen, Ermittlungsakten und Zeitungsartikeln untersucht Silvan Niedermeier die Folter an afroamerikanischen Häftlingen und Tatverdächtigen in südstaatlichen Gefängnissen und Polizeirevieren. Der Autor rekonstruiert die Versuche schwarzer Angeklagter, den Einsatz der Folter vor Gericht zur Sprache zu bringen, und verfolgt die Kampagnen von afroamerikanischen Bürgerrechtsorganisationen und Bundesbehörden gegen die Folterung schwarzer Tatverdächtiger.
Folter ist aufs Engste mit Strukturen der Ausgrenzung und Intoleranz, mit politischen Konjunkturen und sich wandelnden Rechtfertigungsstrategien und -figuren verknüpft. Die vorliegende Geschichte der Folter im Süden der USA bietet Ansatzpunkte zur Beantwortung der Frage, welche Bedingungen und Strukturen ihre Anwendung bis in die Gegenwart ermöglichen.
Cuprins
Einleitung
Polizeifolter und ‘legale Lynchmorde’ im Süden der USA
Gewalt und die Kultur der Segregation (1865-1930)
Der Rückgang der Lynchgewalt
‘Legale Lynchmorde’, Polizeifolter
und die Transformationen rassistischer Gewalt
‘Ein zügiger Prozess’: Der Fall Brown/Ellington/Shields
Die Performanz der Folter
Folter und afroamerikanische Zeugenschaft vor Gericht
Rassismus und Diskriminierung im Gerichtssaal
‘All diese Narben, da und da’:
Die Bezeugung der Folter im Fall Dave Canty
Folter und die Kodierungen der Glaubwürdigkeit:
Der Fall Daniels/Robinson
Die NAACP-Kampagne gegen ‘erzwungene Geständnisse’
Der Kampf für die rechtliche Gleichbehandlung
vor Gericht
Die NAACP und die Fälle Brown vs. Mississippi
und Chambers vs. Florida
Lokale Interventionen: Der Fall Dave Canty
Unter schwarzer Verteidigung: Der Fall W. D. Lyons
Nach 1945: Die NAACP und der Fall der
Groveland Four
Die Skandalisierung der Folter: Der Fall Quinter South
‘Schreckliches Unrecht’: Die Berichterstattung
der weißen Presse Atlantas
‘Lasst uns die Polizeibrutalität […] stoppen’:
Die Skandalisierung der Folter in der lokalen und
überregionalen schwarzen Presse
Die Folterermittlungen des Bundes im Süden der USA
Polizeifolter und die Bürgerrechtsinitiative
der Civil Rights Section
Die Sichtbarmachung der Folter:
Das Verfahren gegen William F. Sutherland
Weißer Widerstand: Das Verfahren gegen
Edwin E. Evans und Henry F. Faucett
‘Das geht Washington nichts an’:
Das Verfahren gegen William J. Erskine
Nach 1945: Das Committee on Civil Rights
und die Civil Rights Section
Afroamerikanische Frauen als Anklägerinnen:
Die Verfahren gegen Joseph L. Pickett
und Curvin M. Covington
Resümee und Ausblick
Danksagung
Anhang
Abkürzungsverzeichnis
Archiv- und Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Zum Autor
Despre autor
Silvan Niedermeier, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Nordamerikanische Geschichte an der Universität Erfurt. Er forscht zur US-amerikanischen Kulturgeschichte, Geschichte des US-amerikanischen Südens, Geschichte der Gewalt, Visual History und Imperialismusgeschichte.