Der kurze Text bezieht sich auf die kurz zuvor verfasste Stellungnahme ›Zum Gewaltfrieden‹ und antwortet auf eine Rundfrage der Zeitschrift Der Spiegel, wo er am 1. Juni 1919 zuerst veröffentlicht wurde. Wenige Tage zuvor, am 7. Mai 1919, hatte in Versailles die offizielle Übergabe der Friedensbedingungen an die deutsche Delegation stattgefunden, und der französische Ministerpräsident und Kriegsminister Georges Clemenceau hatte laut Zeitungsmeldungen angeregt, in jenem Saal eine Statue der griechischen Weisheitsgöttin Pallas Athene aufzustellen. Mutmaßlich war es schlicht die äußere Erscheinung des französischen Politikers, die den empörten Frankreichgegner Thomas Mann im Affekt zu einem spontanen Vergleich mit der asiatischen Physiognomie (»Schlitzaugen«) inspiriert hatte, der hier zu einem – in seiner Haltung durchaus nicht unproblematischen – Argument umgemünzt wird. Interessant ist, dass die Faszination Manns für Asien parallel Einzug in den ›Zauberberg‹ fand, wo der Asiatismus jedoch noch eher positiv konnotiert ist.
Despre autor
Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.