Die Institutionalisierung qualitativer Bildungs- und Biographieforschung in der Erziehungswissenschaft reicht bis in das Jahr 1978 zurück. Es waren Dieter Baacke und Theodor Schulze, die mit ihrer Thematisierung der wissenschaftlichen Erschließung autobiographischer und literarischer Quellen für pädagogische Erkenntnisabsichten seinerzeit nicht nur die Grundlinien einer biographisch orientierten, narrativen Pädagogik formulierten und programmatische Hinweise zur ‘Einübung pädagogischen Verstehens’ gaben, sondern auch – zusammen mit anderen Fachvertretenden – Zugängen und Methoden der qualitativen Forschung insgesamt Raum und Gehör verschafften. Rund vierzig Jahre später blickt der Band genauer auf die Wegmarken in theoretischer, methodologischer und methodischer Perspektive. Welche Errungenschaften sind seitdem zu verbuchen? Welche der einst formulierten Anliegen sind uneingelöst geblieben? Welche Herausforderungen, Bruchstellen und Wendepunkte lassen sich ausmachen? Die Beiträge beleuchten damit Auf-, Um- und Abbrüche biographischer Pädagogik sowie qualitativer Bildungs- und Biographieforschung.
Cuprins
Thorsten Fuchs, Christine Demmer und Christine Wiezorek: Einleitung
Initiierendes – Vorgeschichten und Zeitläufe
Editiert von Christine Demmer: ‘…, dass wir uns als Menschen nicht gänzlich abhandenkommen’. Im Gespräch mit Theodor Schulze
Margret Kraul: Von der Pädagogik im Lichte von Lebens- und Lerngeschichten zur Qualitativen Bildungs- und Biographieforschung: eine Fortschrittsgeschichte?
Bettina Dausien: ‘Aus Geschichten lernen’ – Biographieforschung als wissenschaftliches Programm jenseits der Methodenfrage
Genealogisches – Kontinuitäten und Fortschreitungen
Heide von Felden und Dieter Nittel: Bildung, Lernen, Biographie: Entwicklungen und Diskussionen zwischen 1978 und 2018
Sabine Reh: Warum Teddie vielleicht auch Schuld ist … Zu den (verschütteten) Vorläufern qualitativ-empirischer Unterrichtsforschung in Deutschland
Burkhard Schäffer: ‘Das Medium ist die Methode’. Zur Technikgeschichte qualitativer Methoden
Methodologisches – Rückwendungen und Vorsprünge
Arnd-Michael Nohl: Der Beitrag der qualitativen Bildungsforschung zu einer systematisierenden Erziehungswissenschaft
Anja Tervooren: Interaktionen in Gruppendiskussionen in der erziehungswissenschaftlichen Kindheits- und Jugendforschung
Juliane Engel: ‘Wir haben nur unsere Geschichte und sie gehört uns nicht einmal.’ Artikulationen des Biographischen – medialitätstheoretische Grundlegung ästhetischer Praktiken der Subjektivierung
Kritisches – Transformationen und Überquerungen
Anke Wischmann: Kritik als Selbstanspruch qualitativer Bildungs- und Biographieforschung?
Maria Kondratjuk: Qualitative Forschung und Erziehungswissenschaft. Grenztheoretisch informierte Suchbewegungen in Diskursen
André Epp: ‘Algorithmisierte Konstruktionen zweiten Grades’ – QDA-Software, ein analytisches Risiko?
Perspektivisches – Knotenpunkte und Ausgänge
Lea Puchert und Monique Neubauer: Aufbruch aus empirischen und theoretischen Sackgassen – Neue (alte) Wege in der qualitativen Bildungs- und Biographieforschung
Shinji Nobira und Kayo Fujii: Familienkonflikt, religiöse Beratung und Transformation – Bildung als Bekehrung
Thorsten Fuchs: Von Tagebüchern über narrative Interviews hin zu ‘Netz-Biographien’. Die Erschließung lebensgeschichtlicher Quellen für bildungstheoretische Erkenntnis im Aufbruch?
Über die Autor*innen
Despre autor
Prof. Dr. Thorsten Fuchs, Universität Koblenz-Landau
Jun.-Prof. Dr. Christine Demmer, Universität Bielefeld
Prof. Dr. Christine Wiezorek, Justus-Liebig-Universität Gießen