‘Der fremde Ort, die fremde Sprache können zum Schlupfloch werden. Und das ist Literatur im besten Fall auch: Der verlässlichste aller Fluchtwege.’
Was machen fremde Orte mit uns und was machen wir an fremden Orten? Welche Rolle spielen Orte in der Literatur? Das sind einige der Fragen, die sich Antje Rávik Strubel beim Schreiben stellt. Erst in der Fremde nehmen ihre Romane Gestalt an. Figuren wie die blaue Frau begegnen Strubel in Gegenden, die ihr fremd sind, an denen sie sich nicht wiedererkennt. Die Romanwelten, die so entstehen, sind mehr als bloße Abbildungen der Realität. Manchmal ist es erst die Orientierungslosigkeit, die ein anderes Sehen ermöglicht, eine Befreiung vom Alltäglichen, Gewohnten, Erlernten. Die Welt steht Kopf.
In ihren im Februar 2023 gehaltenen Lichtenberg-Poetikvorlesungen in Göttingen setzt sich Antje Rávik Strubel mit den Voraussetzungen des eigenen literarischen Schaffens auseinander. Sie zeigt, wie aus Lebensgeschichte ästhetisches Material wird, wie sich Erfahrung poetisch übersetzen lässt und fragt außerdem danach, wie politisch Literatur heutzutage sein kann oder sogar sein muss. Im Zwiegespräch mit großen Geistern der Literatur erkundet sie die eigenen Pfade, die, wenn das Schreiben gelingt, auf einen Wahrnehmungswandel hinauslaufen und auf die Erweiterung unserer Empathie.
Об авторе
Antje Rávik Strubel hat seit 2001 mehrere Romane veröffentlicht, darunter ‘Unter Schnee’, ‘Fremd Gehen. Ein Nachtstück’, ‘Tupolew 134’, ‘Sturz der Tage in die Nacht’ und ‘Blaue Frau’. Für ihr Werk wurde sie vielfach ausgezeichnet, ‘Kältere Schichten der Luft’ war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert und erhielt unter anderem den Hermann-Hesse-Preis, 2019 wurde ihr der Preis der Literaturhäuser verliehen, 2021 ‘Blaue Frau’ mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Sie übersetzt aus dem Englischen und Schwedischen unter anderem Monika Fagerholm, Joan Didion, Lucia Berlin und Virginia Woolf.