Gewaltdarstellungen im mittelalterlichen Spiel waren schon lange vor dem ‘Cultural Turn’ ein häufig diskutierter Gegenstand der Theatergeschichte; jetzt werden sie neu bewertet. Auf der Grundlage aktueller sozialgeschichtlicher Untersuchungen werden die Parameter der Theatergeschichte im Zeitraum von 1470–1570 hinterfragt. Als ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis der Gewalt im älteren Drama wird das Verhältnis zwischen violentia, vis und potestas, den drei Facetten des Begriffs ‘Gewalt’, konstatiert. Gewalt tritt hier nicht als isoliertes Phänomen auf, sondern eher als ein (Ausdrucks-)Mittel der Macht. So diskutieren Dramentext und Aufführung die Legitimität von Herrschaftsgewalt.
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Prof. Dr. Cora Dietl lehrt Deutsche Literaturgeschichte (Schwerpunkt Mittelalter/Frühe Neuzeit) an der Universität Gießen und ist Teilprojektleiterin der DFG-Forschergruppe »Gewaltgemeinschaften«.