Cornelius Torp liefert eine vergleichende Geschichte des Alters und der Alterssicherung in Deutschland und Großbritannien, die vom Zweiten Weltkrieg bis zur unmittelbaren Gegenwart reicht. Im Zentrum des Buches steht das Wechselverhältnis von sozialer Ungleichheit, Vorstellungen sozialer Gerechtigkeit und wohlfahrtsstaatlichen Institutionen. Der Autor zeichnet nicht nur die zahlreichen Rentenreformen, ihre gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die sie begleitenden Debatten nach. Er zeigt auch, dass in den beiden Ländern ganz unterschiedliche Leitideen von »Gerechtigkeit« vorherrschten, wenn es um die Ausgestaltung des öffentlichen Alterssicherungssystems ging. Während sich die britische Altersvorsorge an einem letztlich im Weltkrieg wurzelnden Gleichheitsgedanken orientierte, sollten die beim Aufbau des bundesdeutschen Rentensystems ausschlaggebenden Prinzipien des Statuserhalts und der Leistungsgerechtigkeit dazu beitragen, im Alter jene Ordnung sozialer Ungleichheit wiederherzustellen, die in den Wirren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts untergegangen war.Jenseits des kompakten gesellschaftsgeschichtlichen Zugriffs auf die Entwicklung von Alterssicherung und Konzepten sozialer Gerechtigkeit bietet das Buch eine Sozialgeschichte des Alters. Es gelangt zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass das auf Armutsvermeidung ausgerichtete und dem Gleichheitsgedanken verpflichtete Alterssicherungssystem in Großbritannien weit weniger erfolgreich in der Bekämpfung der Altersarmut war als das bundesdeutsche Rentensystem, das die Ungleichheiten des Erwerbslebens bis ins Alter verlängerte.
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PD Dr. Cornelius Torp ist Hannah-Arendt-Gastprofessor an der University of Toronto.