Noch nie zuvor waren so viele fotografische Bilder im Umlauf wie heute. Dies gilt nicht nur für digitale Bilder von Amateur*innen, die per App produziert und über Social Media distribuiert, geteilt und geliked werden, sondern auch für Produkte aus klassischer fotojournalistischer Produktion. Wenngleich der oft vorhergesagte >Tod< des Fotojournalismus nicht eingetreten ist, sind unter den Bedingungen der Digitalisierung spätestens seit dem Jahr 2000 gleichwohl massive Veränderungen im Berufsfeld zu beobachten, die sich in der Erosion professioneller fotojournalistischer Arbeitsfelder, Verlust und Prekarisierung von Arbeitsplätzen und -möglichkeiten, im Wandel fotojournalistischer Arbeitsroutinen und einem zunehmenden Eindringen nicht professioneller Quellen in die Medien zeigen. Gleichzeitig werden im Fotojournalismus neue Formen und Wege des Fotografierens und Publizierens erprobt.
Die 14 Autor*innen beschreiben, analysieren und diskutieren aktuelle Entwicklungen aus dem Bereich der journalistischen Bildkommunikation. Indem konkrete Themenfelder aus wissenschaftlicher wie berufspraktischer Perspektive beleuchtet werden, leistet der Band einen Beitrag zu einer kritischen Reflexion des fotojournalistischen Berufsfeldes. Der Band kombiniert Fachbeiträge mit Interviews von Expert*innen aus der Praxis. Er stellt damit eine Brücke zwischen Debatten innerhalb der Profession und dem wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse der Visuellen Kommunikationsforschung, der Fotografieforschung und der Journalistik her und trägt zu einer Stärkung der Fotojournalismusforschung insgesamt bei.
Содержание
Fotojournalismus im Umbruch: Hybrid, multimedial, prekär (Felix Koltermann / Elke Grittmann)
I.Digitaler Bildermarkt und Arbeitsfelder im Wandel
Stockfotografie und Fotojournalismus: Wie Fotoproduzent*innen, Fotoredakteur*innen und Fotojournalist*innen einen Grenzbereich navigieren (Evelyn Runge)
Die Entwicklung des Bildermarktes und der Bildagenturen in Deutschland unter Bedingungen der digitalen Transformation seit 1990 (Lars Bauernschmitt)
»Eine erkennbare Bildsprache ist immer mehr die Ausnahme« (Elke Grittmann im Gespräch mit Ulf Schmidt-Funke)
Almost dead or still alive? Sportfotografie im digitalen Zeitalter (Robin Meyer / Thomas Horky)
Internationale Nichtregierungsorganisationen, humanitäre Fotografie und die Zusammenarbeit von NGOs und Fotojournalist*innen (Michaela Zöhrer)
»Wir wollen den Geschichten Raum geben« (Florian Sturm im Gespräch mit Ingmar Björn Nolting und Kevin Mertens)
II.Institutioneller Felder und der Fotojournalismus als Profession
Neue rechtliche Herausforderungen im Zeitalter der Digitalfotografie (Dorothe Lanc)
Der organisierte Fotojournalismus – Interessenvertretung in deutschen Berufsverbänden und Gewerkschaften (Felix Koltermann)
Von Fotojournalist*innen zu unabhängigen Bildautor*innen (Elke Grittmann im Gespräch mit Karen Fromm und Dirk Gebhardt)
III.Redaktionelle Praktiken und bildredaktionelle Arbeit
Bildredaktionelle Arbeit im Journalismus – Vorstellung eines theoriebasierten Analysemodells (Felix Koltermann)
»Planung ist einfach viel günstiger als Spontaneität« (Felix Koltermann im Gespräch mit Marcelo Hernandez)
Bildforensik im Journalismus – Kontexte und Methoden (Winfried Gerling)
Krisenfaktor Journalismus – wie redaktionelle Praktiken fotojournalistische Bilder delegitimieren (Felix Koltermann / Elke Grittmann)
»Wir brauchen visuelle Expert*innen« (Felix Koltermann im Gespräch mit Nadja Masri)
IV.Fotojournalistische Darstellungsformen und Bildästhetiken im Wandel
Das Foto in der Multimedia-Story – Neue Produktions- und Rezeptionsroutinen digitaler Fotografie (Rosanna Planer / Alexander Godulla)
Vom Polit-Magazin zum ›Content Provider‹? – Reportagen im Magazin Stern (Miriam Zlobinski)
Zwischen Fakt und Erfahrbarkeit – Erzählen an den kreativen Rändern des Fotojournalismus (Sophia Greiff)
»Wir wollen den multimedialen Storys den Heiligenschein herunterreißen« (Elke Grittmann im Gespräch mit Jens Radü)
Autorinnen und Autoren
Об авторе
Elke Grittmann, Jg. 1966, Prof. Dr.; Studium der Kunstgeschichte, Journalistik und Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft in Hamburg, 2006 Promotion mit einer Arbeit über Politik in der visuellen Berichterstattung; Professorin für Medien und Gesellschaft, Institut für Journalismus an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Forschungsschwerpunkte: Visuelle Kommunikation/Visuelle Kultur und Fotojournalismus; Medien und Migration/internationale Kommunikation, Kommunikationswissenschaftliche Erinnerungsforschung; Gender Media Studies, Quantitative/Qualitative Methoden der Bildanalyse/Bild-Diskursanalyse.
Felix Koltermann, Dr. phil., Jg. 1979, ist seit Oktober 2019 Post-Doc am Studiengang Fotojournalismus und Dokumentarfotografie der Hochschule Hannover und leitet dort ein Forschungsprojekt zu bildredaktionellen Praktiken im digitalen Zeitungsjournalismus. Davor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medien, Theater und Populäre Kultur der Universität Hildesheim (2016-2019). Felix Koltermann studierte Fotodesign an der FH Dortmund und Friedens- und Konfliktforschung am IFSH in Hamburg. 2015 promovierte er über den internationalen Fotojournalismus in Israel/Palästina (‘Fotoreporter im Konflikt’ Bielefeld [transcript] 2017). Er ist Gründer von Newsprint Photobook, einer Sammlung von Fotobüchern im Zeitungsdruck. Neben der wissenschaftlichen Tätigkeit ist er als Referent in der Erwachsenenbildung sowie als freier Kulturjournalist tätig (Photonews, Kunstforum International, …). Forschungsschwerpunkte: Visuelle Kommunikation, Bildredaktion, internationaler Fotojournalismus, Fotobuch.