Die ganze Welt digitalisiert sich. Aber zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen wird das Thema nicht als Chance, sondern als Last bearbeitet: ‘Was muss, das muss’, sagt man im Norden, ‘ja mei’ im Süden. Der Radikalität des Wandels, der rund um die Menschen und ihre Arbeitsplätze stattfindet, wird man so nicht gerecht. Es gäbe genug Gründe, um in den Unternehmen alle Alarmglocken schrillen zu lassen. Stattdessen hofft man, dass das meist winzige Digitalteam des eigenen Hauses die Veränderungen innerhalb des bestehenden Systems schon irgendwie bewältigt. Das wird nicht klappen. Deutschland schafft es nicht einmal, einen Digitalpakt für die Schulen auf die Reihe zu bekommen, der auch den Bundesländern schmeckt. Es gibt enervierende Diskussionen über den richtigen Weg beim Ausbau kommender 5G-Mobilfunknetze. Und im Geschäft mit den Daten und der Künstlichen Intelligenz kaufen China und die Vereinigten Staaten Deutschland den Schneid ab. Die finanziellen Mittel, die für dieses Thema in den kommenden Jahren vom Bund zur Verfügung gestellt werden, sind zu niedrig. Der Westen und seine offenen Gesellschaften sind zum ersten Mal in ihrer Technologieführerschaft ernsthaft herausgefordert, das sagen auch führende Politiker. Und was passiert? Das Land hat sich von der Cebit verabschiedet, der einstmals größten Computermesse der Welt. Und in Nürnberg wurde soeben ein Digitalgipfel beendet, der eine große Zahl von Teilnehmern am Sinn solcher Treffen hat zweifeln lassen. ‘Jeder Tag ist der erste Tag’: das ist das Motto des Amazon-Vorstandsvorsitzenden Jeff Bezos. Diese Aussage trifft auf die Digitalisierung und ihr Tempo leider zu. Aber Deutschland ist darauf nicht eingestellt. Der Wille, Altes in Frage zu stellen, ist einfach nicht stark genug. Wo bleibt der echte digitale Binnenmarkt in Europa? Wann arbeiten die Europäer in der Antriebs- und Batterietechnik der Zukunft endlich wirksam zusammen? Wie lässt sich Vollbeschäftigung mit Digitalisierung erreichen? Jeder Arbeitnehmer muss seinen Chef mit Fragen nach der Zukunft im Kleinen herausfordern und seinen Wahlkreisabgeordneten an der Sorge um das Große teilhaben lassen. Noch haben wir eine Gesellschaft, die so einen offenen Dialog zulässt. (‘Mehr Tempo, bitte’ von Carsten Knop, Frankfurter Allgemeine Woche, 07.12.2018)
Содержание
Vorwort 5
Digitalisierung – Von Carsten Knop 6
Begriffsklärungen 8
Einstein aus der Maschine – Von Sibylle Anderl, Stephan Finsterbusch, Manfred Lindinger und Joachim Müller-Jung 9
Die Möglichkeiten und das reale Risiko 26
Die Angst vor den Robotern – Von Patrick Bernau 27
Machen bald Roboter meine Arbeit? – Von Uwe Marx und Till Neuscheler 35
Superstars aus der Maschine – Von Patrick Bernau 44
Müssen wir uns vor der Zukunft fürchten? – Das Gespräch führten Corinna Budras und Patrick Bernau. 50
Ingenieure warnen vor Desaster mit Künstlicher Intelligenz – Von Uwe Marx 69
Unberechenbare Roboter – Von Corinna Budras 72
Auch Maschinen haben Vorurteile – Von Hanno Beck 80
Maschinen herrschen – Von Ranga Yogeshwar 85
Fließende Übergänge 94
Was darf ich bei der Arbeit twittern? – Von Hendrik Wieduwilt 95
Weniger ist mehr – Von Maja Brankovic und Stefanie
Diemand 102
Ein Gesetzbuch für Roboter – Von Corinna Budras 110
Denkmodelle und gelebte Realität 117
Arbeiten ohne Chef – Von Jessica von Blazekovic 118
Wenn Computer Bewerber auswählen – Von Nadine Bös 124
Digitaler Wohlstand – Von Heike Schmoll 129
Von der Industrie- zur Wissensgesellschaft 134
Höchste Zeit für Weiterbildung – Von Britta Beeger 135
Ein Land schult um – Von Britta Beeger, Bernd Freytag, Martin Gropp und Uwe Marx 139
Der Roboter als Kundenberater – Von Thomas Klemm 147
Auf und davon – Von Deike Uhtenwoldt 153
Was wir in Zukunft arbeiten – Von Benjamin Fischer 158