In der frühen Bundesrepublik erwarteten die Kirchen und der junge, noch unsichere Staat des Grundgesetzes viel voneinander und im kirchenfreundlichen Staatskirchenrecht dieser Zeit fanden diese wechselseitigen Unterstützungserwartungen jahrzehntelang eine verfassungsrechtliche Festschreibung.
Heute befinden wir uns jedoch in einem rasanten Umbauprozess zu einem »neutralen» – manche meinen auch: indifferenten – Religionsverfassungsrecht, in dem sich Kirchen und Staat wechselseitig nicht mehr zu »brauchen» scheinen. Und in der Tat kann man den Eindruck gewinnen, dass beide heute ganz gut und routiniert »erwartungslos nebeneinanderher» leben können.
Von daher stellt sich die Frage, ob für die Zukunft des Verhältnisses von christlichen Kirchen und säkularem Staat von einem Zeitalter der wechselseitigen Erwartungslosigkeit auszugehen ist, oder ob man noch ernsthafte Erwartungen aneinander richtet. Und wenn dem so ist: wer »braucht» dann eigentlich wen – und wozu?
Der Sammelband geht zurück auf eine interdisziplinäre Tagung an der Technischen Universität Darmstadt aus Anlass des 40-jährigen Bestehens des dortigen Instituts für Theologie und Sozialethik.