Paul zählt zu den bedeutendsten Wissenschaftlern der deutschen Sprachwissenschaft; einige seiner Arbeiten etablierten sich als Standardwerke des Fachs. Sein Bemühen war es u. a., die Sprachwissenschaft mit der Geschichtswissenschaft zu verknüpfen, die er wissenschaftlich in einer hervorragenden Position sah. Der vorliegende Text dokumentiert seine Konzeption, die sich absetzt sowohl vom Bestreben, die Geschichtswissenschaft den Naturwissenschaften anzunähern, als auch von der Vorstellung, dass sie ihre eigentliche Aufgabe in der Darstellung von Individualitäten finde. Er plädiert für eine Herangehensweise, die als Synthese aus beiden Positionen verstanden werden kann: ‘Wiederholen sich nicht nur die einfachsten physischen und psychischen Vorgänge, sondern auch gewisse Kombinationen derselben, so ergibt es sich als eine wichtige Aufgabe des Historikers, diese letzteren zu ordnen und zu analysieren, sie auf ihre Elemente zurückzuführen. So entsteht eine Betrachtungsweise, die zwischen den Gesetzeswissenschaften und den Geschichtswissenschaften vermittelt.’ Paul schlägt für dieser Art geführte Untersuchungen den Begriff „Prinzipienwissenschaft“ vor.
Об авторе
Hermann Otto Theodor Paul (1846 — 1921) war germanistischer Mediävist, Sprachwissenschaftler und Lexikograph. Er promovierte 1870 an der Universität in Leipzig und habilitierte sich dort 1872 mit seiner Schrift „Zur Kritik und Erklärung von Gottfrieds Tristan“. Als außerordentlicher Professor für deutsche Sprache und Literatur wurde er 1874 an die Universität Freiburg im Breisgau berufen und war dort von 1877 an als ordentlicher Professor tätig. 1893 übernahm er an der Universität München die Professur für deutsche Philologie und 1909 das Rektorat der Universität.