Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Philosophie — Theoretische (Erkenntnis, Wissenschaft, Logik, Sprache), Note: 1, 3, Ludwig-Maximilians-Universität München, Sprache: Deutsch, Abstract: „Was ist Erkenntnis?“ Wegen dieser Frage in die Aporie, in die Weglosigkeit geraten, sieht Sokrates in dieser Situation die beste und erste Voraussetzung, Philosophie zu betreiben, um zur Erkenntnis zu gelangen, wie die Erkenntnis an sich zu definieren ist.
Der Weg der Untersuchung darüber, was Erkenntnis ist, beschreibt den Inhalt von Platons Dialog „Theaitetos“. Eben dieser Theaitetos, ein junger Mathematikstudent, den Sokrates von seinem Freund Theodoros vorgestellt bekommt, soll Sokrates bei der Suche unterstützen. Beim Prozess der Untersuchung sieht Sokrates seine eigene Aufgabe gleich derer einer Hebamme. Er diskutiert und philosophiert nicht mit Theaitetos, vielmehr leitet er ihn durch gezieltes und geschicktes Nachfragen auf den vernünftigen Weg. Wie eine Hebamme bei der Geburt eines Kindes unterstützt, so unterstützt Sokrates Theaitetos auf diese Weise dabei, eine brauchbare und nützliche Antwort auf die Frage, was Erkenntnis (epistéme) ist, (im übertragenen Sinn) auf die Welt zu bringen.
Diese Hausarbeit behandelt Theaitetos ersten Antwortversuch: „Erkenntnis (epistéme) [ist] nichts anderes als Wahrnehmung (aísthesis)“ (Platon 152 e) und beschreibt die Prüfung dieser These mit dem Ziel, das Verhältnis von Wahrnehmung zu Erkenntnis, von aísthesis zu epistéme, zu untersuchen. Dafür wird im Folgenden dargelegt, wie Sokrates Theaitetos durch seine Hebammenkunst die Schwächen und Mängel seiner Antwort aufzeigt, und Theaitetos so schließlich dazu gezwungen ist, seine Definition zu verwerfen und zu gestehen, dass Erkenntnis und Wahrnehmung nicht ein und dasselbe sind. Darauf aufbauend schließt sich letztlich die Interpretation an, wie das Verhältnis von Wahrnehmung und Erkenntnis beschaffen ist. Da Sokrates Theaitetos Antwort mit der Formel des Protagoras „Homo Mensura“, die auf der heraklitischen Flusslehre basiert, in Verbindung bringt, sei vorab eine kurze Einführung in beide Theorien gegeben, um die daran anschließende Erörterung über Sokrates Weg hin zur Widerlegung des Versuchs des Theaitetos, Erkenntnis mit Wahrnehmung zu identifizieren, nachvollziehen zu können. Dies geschieht auf Basis von Sokrates Aussagen in Platons Dialog „Theaitetos“, mithilfe Jörg Hardys „Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“ (Hardy, 2001) und anhand Gustav Seecks „Platons Theaitetos: Ein kritischer Kommentar“ (Seeck, 2010).