Zu den im Westen beliebten Stereotypen gehört die These von der Autoritätsgläubigkeit und „Schicksalsergebenheit“ der Russen. Dieses Klischee hat eine lange Tradition. An seiner Verbreitung beteiligten sich Vertreter verschiedener, manchmal entgegengesetzter politischer Richtungen.Die Tatsache, daß Rußland seit Beginn der Neuzeit zahlreiche Bauernaufstände und Revolten unterschiedlichster Art und im 20. Jahrhundert vier Revolutionen – so viele wie kein anderes größeres Land Europas! – erlebte, erschütterte das klischeehafte Rußlandbild kaum. Warum wurden und werden die verschiedenartigen Manifestationen des russischen Freiheitsdranges von Außenstehenden so geringgeschätzt? Warum wird Rußland in der westlichen Öffentlichkeit in der Regel nur als imperialer Obrigkeitsstaat wahrgenommen? Dies hat offenbar nicht zuletzt damit zu tun, daß den russischen Verfechtern der Freiheit das Image der ewigen Verlierer anhaftet. Sogar in jenen Perioden, in denen sie im Lande regierten, blieben sie nicht allzulange an der Macht. Bald wurden sie von ihren Kontrahenten – den Verfechtern der imperialen „Machtvertikale“ – abgelöst. Die Analyse dieser politischen Abläufe wie auch des Spannungsverhältnisses zwischen den russischen Verfechtern der Freiheit und ihren imperialen Kontrahenten stellt den Gegenstand dieses Buches dar.
Об авторе
Prof. Dr. Leonid Luks, geb. 1947 in Sverdlovsk (heute Ekaterinburg), studierte Slavische Philologie sowie Osteuropäische und Neuere Geschichte in Jerusalem und München. 1973 Promotion und 1981 Habilitation an der LMU. Nach Lehrtätigkeit in Bremen und Köln seit 1995 Inhaber des Lehrstuhls für Mittel- und Osteuropäische Zeitgeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Mitherausgeber u.a. von Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte und Schriften des Zentralinstituts für Mittel- und Osteuropastudien (Böhlau-Verl.). Autor von Entstehung der kommunistischen Faschismustheorie (DVA 1984); Katholizismus und politische Macht im kommunistischen Polen (Böhlau 1993); Geschichte Russlands und der Sowjetunion (Pustet 2000); Tretij Rim? Tretij Rejch? Tretij put’? (MFF 2002); Der russische „Sonderweg“? (ibidem 2005); Zwei Gesichter des Totalitarismus: Bolschewismus und Nationalsozialismus im Vergleich (Böhlau 2007) und Istorija Rossii i Sovetskogo Sojuza (ROSSPEN 2009). Beiträge in Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Die Welt, Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Historische Zeitschrift, Geschichte und Gesellschaft, Zeitschrift für Politik, Aus Politik und Zeitgeschichte, Osteuropa, Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Historisches Jahrbuch, Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung, Studies in East European Thought, Russian Politics and Law, Voprosy filosofii, POLIS, Voprosy istorii, Strana i mir, Vestnik Evropy, Novoe vremja, Moskovskie novosti sowie weiteren Periodika.